„Ohne Konfrontation geht’s bei mir nicht!“, sagt Valéska Reon über ihr neues Buch „Der Bibelkiller“

Valeska Réon ist wohl eine der schillerndsten Autorinnen am deutschsprachigen Markt. Model, Gründerin einer Detektei und gleichzeitig Beststeller-Autorin von zahlreichen Krimis. Nun hat Valeska wieder zugeschlagen und schickt in „Der Bibelkiller“ einen mysteriösen Mörder, durch das Maastricht des Jahres 1978. Das skurrile an dem Fall: Der Killer stellt nicht nur biblische Plagen nach, er scheint offensichtlich unbedingt gefasst werden zu wollen. Eine Story, die jede Menge Spannung bei der abendlichen Lektüre verspricht. Doch Valeskas Bücher sind nicht nur was fürs Kopfkino. Bereits ihr Buch „Blumen für ein Chamäleon“ wurde für den Filmadaptiert und kommt unter dem Titel „Valeska“ in die Kinos. Kaum den ersten abgedreht, hat die Erfolgsautorin bereits den Regisseur- und Schauspieler Nicolai Tegeler im Gepäck, der auch aus dem Bibelkiller einen Kinofilm machen wird.

Nicolai und Valeska

Ich hatte das Glück, beide über einen Zufall kennen zu lernen und für ein Helden-Interview der anderen Art gewinnen zu können. Wir haben uns – Lockdown bedingt – für eine ausführliche Mailkonversation entschieden. Das hat erstaunlich gut geklappt. Was am Ende herausgekommen ist, was Valeska und Nicolai über ihre Arbeiten und Arbeitsweise(n) zu sagen haben, das könnt ihr ab sofort hier nachlesen.

Valeska, dein Werdegang liest sich so, wie man sich einen Blockbuster vorstellt. Das Model, das aus Langeweile zur Erfolgsautorin wird und davon inspiriert eine Detektei gründet – auch wenn dir die Frage schon sicher oft gestellt wurde: Was steckt hinter dieser Lust an dem Unbekannten? Ist dieser Wille am Entdecken in deinen Augen auch der Grund, warum deine Thriller so erfolgreich sind – suchen deine Figuren deiner Bücher das, was du im realen Leben noch nicht selbst erleben konntest?

Valeska Réon: Bei mir kamen direkt mehrere Dinge auf einmal zusammen, dass ich das Leben immer voll ausschöpfen wollte. Diese Kleinstadt im Rheinland, wo ich geboren wurde, war pures Gift für so einen Freigeist wie mich, und so war meine „Entdeckung“ als Model und der Umzug nach Paris wie ein Befreiungsschlag. Der Wunsch ein Buch zu schreiben entstand tatsächlich schon zu dieser Zeit, meine drei Ratgeber habe ich dann jedoch erst ein paar Jahre später geschrieben.

Danach brach sich mein Wunsch Bahn, das Genre zu wechseln und mein eigenes Leben zu Papier zu bringen. Daran habe ich mehrere Jahre gesessen, weil all die Dinge, die ich so sorgsam in meiner ganz persönlichen Büchse der Pandora weggeschlossen hatte, plötzlich wieder vor mir standen. Sich den Gespenstern der Vergangenheit zu stellen ist nichts für Weicheier, aber am Ende des Tages doch sehr heilsam. Und dann passierte etwas, worauf ich null vorbereitet war: Ich war in eine Art „Vorbildfunktion“ hineingerutscht und bekam zum Teil so herzzerreißende Leserzuschriften, die mir Tränen in die Augen trieben. Dass mein Buch die Leute so berührte – damit hatte ich nicht gerechnet, aber das sind dann die Momente, wo man weiß, dass sich das zumeist einsame Sitzen und Schreiben vor dem PC gelohnt hat.

Seit 2014 bin ich im Genre Krimi unterwegs, und ja, Du hast recht: meine Buchfiguren erfüllen sich dabei all das, was ich im realen Leben nicht erlebe. Sie dürfen sich verlieben in wen sie wollen, unliebsame Zeitgenossen um die Ecke bringen … Wobei sie ein Eigenleben führen und mir im Verlauf des Schreibprozesses oftmals zurufen, wie der Plot auch anders weitergehen könnte. Meistens höre ich auf sie, was den Büchern immer sehr gutgetan hat.

Nicolai, auch in deiner Vita lässt sich die Lust an der Entdeckung neuer Formate ablesen – Rollen in TV-Filmen, Theaterrollen, dann 2009 die Gründung deiner eigenen Filmproduktion Colafilm. Und 2018 den Mut den „Jedermann“ seiner Salzburger Wurzeln zu entreißen und erfolgreich in der St. Nikolaikirche in Potsdam anzusiedeln. Auch an dich richte ich die Frage: Was treibt dich in deinem Tun an? Ist es schon die Natur der Schauspielerei an sich, dass man immer offen für neue Herausforderungen sein muss?

Nicolai Tegeler: Natürlich ist mal als selbstständiger Künstler/in daran gewöhnt, dass der Alltag jeden Tag anders aussieht, bzw. aussehen kann – das ist in den meisten Fällen auch so gewollt – zumindest war das für mich immer wichtig. Jeden Tag etwas Neues erleben zu können, weil man sich den Alltag selbstständig einteilen und erleben kann. Was ich damit sagen will ist folgendes: Ich kann mir einfach nicht vorstellen, jeden Tag dasselbe zu durchleben – das ist für mich, wie auf der Stelle treten. Das Leben ist viel zu kurz und ich bin so neugierig auf das Leben, dass ich mich so frei wie möglich durch meinen Tag bewegen will – natürlich auch mit allen Höhen und Tiefen – denn eine Selbstständigkeit bürgt gegenüber einem Angestelltenverhältnis so manche Unsicherheit. Dennoch hält mich diese Unsicherheit, die auch immer mal vorkommen kann und darf, fit und frisch im Kopf und meine „Maschine“ am dampfen – sodass ich mich am besten verwirklichen kann. Ich meine auch, wenn man nicht mehr bereit ist für Herausforderungen, dann ist man auch schon ein bisschen tot. Herausforderungen lassen mich aufleben – wichtig ist, dass man neugierig bleibt und offen für Möglichkeiten – und auch Emotionen zulässt, sodass es auch Tage geben kann, wo man traurig ist, dann wieder glücklich, fröhlich, nachdenklich – der Mix macht ja das Leben aus und niemand ist stets nur glücklich oder traurig. Also, auf den Punkt gebracht: Nicht nur der Beruf, sondern auch die Einstellung zum Leben an sich treiben mich an und lassen Herausforderungen bei mir zu.

Nicolai Tegeler

Valeska, dein Buch „Blumen für ein Chamäleon” war bereits ein voller Erfolg, der ebenso verfilmt und sogar vom Filmfonds Wien gefördert wurde. Dein neues Buch „Der Bibelkiller“, das demnächst erscheint, wird als Mini-TV-Serie von Regisseur Nicolai Tegeler verfilmt. War das immer ein Ziel von dir? Schreibst du deine Bücher eigentlich schon „leinwandtauglich”?

Valeska: Beim „Chamäleon“ war ich selber total erstaunt, als die Anfrage von Jakob M. Erwa kam, es zu verfilmen. Da das auch noch ausgerechnet der 1. April und das Buch noch gar nicht erschienen war, hatte ich es zuerst für einen Scherz gehalten. Wie oben schon angedeutet, war das Buch eher eine Selbstfindungstherapie für mich, als dass ich auch nur ansatzweise damit gerechnet hätte, dass es zu einer Verfilmung kommt.

Anders sieht es bei meinem aktuellen Buch „Der Bibelkiller“ aus. Die diversen Streaming-Dienste haben neue Qualitätsmaßstäbe gesetzt, als Film-Fan schlägt mein Herz nach dem jahrelangen Einheitsbrei der Öffentlich-Rechtlichen dabei um einiges höher. Daher war es ein großer Wunsch von mir, auch einmal etwas in diese Richtung zu kreieren, und so hatte ich bei diesem Maastricht-Thriller von der ersten Zeile an eine mögliche Verfilmung im Hinterkopf. Noch während ich es schrieb, kam dann Nicolai ins Spiel und wir waren uns schnell einig, zusammen ein Drehbuch zu schreiben. Zu wissen, dass mein Wunsch in Erfüllung geht, hat mich den Plot nochmals überdenken und ihn „durch das Kameraauge“ sehen lassen, sodass ich einige Szenen nachbearbeitet habe. Eine tolle neue Erfahrung, die, wie ich hoffe, auch dem Buch sehr gut getan hat.

Nicolai, du wirst Valeskas neues Werk filmisch umsetzen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Kanntest du die Werke von Valeska bereits vorher? 

Nicolai: Eigentlich kennen Valeska und ich uns schon eine ganze Weile – über die sozialen Medien. Aber wen kennt man darüber eigentlich nicht 😉 Nein, im Ernst – Valeska und ich sind uns bis zu diesem Jahr noch nie persönlich begegnet und standen nur über Mail und Messenager in Kontakt zueinander. Dann bekam ich im Sommer 2020 eine Nachricht von Ihr, ob ich nicht mit Ihr in Berlin aus Ihrem Buch mitlesen mag. Ich willigte ein und las mit und bei dieser Lesung lernten wir uns quasi das erste Mal persönlich kennen. Es war tatsächlich sofort Vertrauen da und ich spürte eine (künstlerische) Vertrautheit – das ist Wahnsinn – manchmal gibt es sowas im Leben – man begegnet Menschen, die man noch gar nicht so kennt und dennoch ist da schon ein tiefes Vertrauen – solche Begegnungen sind selten, aber durchaus Realität, wie in unserem Fall. Natürlich baute sich dieses Vertrauen schon vorher durch unsere digitale Freundschaft auf – aber persönlich vertieften wir dieses und beschlossen unsere Zusammenarbeit.

Valeska und Nicolai, diese Frage geht an euch beide: Wie sieht eine Zusammenarbeit bei euch aus – wer hat für das Drehbuch das letzte Wort? Ist es einfach als Autorin seine Figuren und Inhalte aus der Hand zu geben?Und umgekehrt, ist es als Regisseur herausfordernd direkt mit der Autorin der Bücher zu arbeiten, oder habt ihr beide da einen lockeren und sehr freien Zugang?

Valeska: Wenn ich jemandem – und das ist bei Nicolai der Fall – vertraue, dann gebe ich mein Buch gerne in seine Hände. Ich weiß, dass einige andere Autoren gerne mal rumzicken, wenn ihre Bücher verfilmt und angepasst werden müssen, aber hey: dafür habe ich doch in Nicolai den Fachmann an meiner Seite. Und wenn er mir z.B. sagen würde, dass es auf der Leinwand besser aussieht, wenn der Museumsdirektor erschossen statt erstochen wird, dann bin ich doch dankbar für diesen Hinweis und weiß, dass es am Ende gut rüberkommt bei den Zuschauern. Auch wenn ich hier anfänglich sehr zurückhaltend war und Nicolai gesagt habe, dass ich mich in den Schreibprozess nicht einmischen würde, so hat er mir jedoch schon signalisiert, dass er gerne mit mir im Team am Drehbuch arbeiten möchte. Da ich alles neuen Eindrücke aufsauge wie ein Schwamm, freue ich mich schon wahnsinnig auf diesen kreativen Austausch.

Nicolai: Ich muss da Valeska recht geben – Vertrauen ist mir das Wichtigste – und ich freue mich auf die Zusammenarbeit beim Erstellen des Drehbuches mit ihr und habe da keine Befürchtungen. Ich arbeite gern mit Autor/innen – sie kennen die Geschichte und ihre Protagonisten/innen besser als jeder andere, und im Fall von Valeska ist es für mich leicht, sie ist da sehr uneitel und immer für die Story und am Ende für ein gutes Drehbuch. Deshalb freue ich mich auf die Arbeit mit ihr an dem Skript – auch auf konstruktive Kritik – ich bin überzeugt davon, viele Köche verderben den Brei, aber Film ist Teamarbeit, und wenn es um die Sache an sich geht, bin ich offen für Kritik und freue mich auf die Meinung von Valeska. So oder so, ich bin mir sicher, das wird ein tolles Drehbuch und eine super Zusammenarbeit.

Valeska, du hast zu Beginn gesagt: Sich den Gespenstern der Vergangenheit zu stellen, ist nichts für Weicheier. Glaubst du, dass es manchmal in unserer Gesellschaft gerade daran scheitert – dass sich die Menschen nicht mehr mit ungemütlichen Dingen konfrontiert sehen wollen? 

Ich unterteile meine Antwort mal in „privat“, „allgemein“ und „beruflich“. Meine Eltern haben den Zweiten Weltkrieg mitgemacht, da mag es verständlich sein, dass sie alle Probleme, die danach kamen, weit von sich weggeschoben haben. Dummerweise hatte ich jede Menge davon, sodass sie mit mir völlig überfordert waren.

Ich musste dann damals auf meinem Weg zur „Frau-Werdung“ eine Psychotherapie machen, das war ganz schrecklich für mich, weil ich nie gelernt hatte, über meine Gefühle zu sprechen. Rückblickend betrachtet war das jedoch das Beste, was mir passieren konnte, und ich kann jedem nur raten: Erstens, holt euch fachmännische Hilfe, wenn ihr sie braucht und zweitens, redet offen über eure Gefühle.

In unserer Gesellschaft … tja, das ist eine gute Frage. Ich begegne nur sehr wenigen Menschen, die sich wirklich für die Probleme anderer interessieren. Es hat sich so eine gewissen Oberflächlichkeit breitgemacht, mit der ich sehr schlecht umgehen kann. Es gibt in meinem Leben nur wenige „echte“ Freunde, und das sind die, mit denen ich Probleme teilen kann, aber natürlich auch all das Schöne, was mir gerade in den letzten Jahren geschenkt worden ist. Zum Glück ist es zurzeit nur Letzteres.

Als Autorin gesprochen kann ich sagen, dass meine Bücher von der Konfrontation mit „ungemütlichen“ Dingen leben, ja ohne diese gar nicht funktionieren würden. Da ich auch im wahren Leben der Meinung bin, dass Probleme dafür da sind, gelöst zu werden, kann ich das auf dem Papier dann noch steigern und am Ende dafür sorgen, dass es ein „Wohlfühl-Finale“ gibt.

Valeska, ich höre von Autoren immer wieder – und kenne es selbst vom Schreibprozess –, dass einem die Figuren am Ende „sagen“, wie die Story weitergeht. Heißt das, dass du einfach darauf los schreibst und selbst freudig abwartest, was passiert? Oder hast du schon einen gewissen Plot im Kopf, wenn du dich an ein Buch setzt?

Valeska: Der Plot steht in seinen Grundzügen zu Beginn immer als Gerüst, aber nun bin ich eben ein Mensch, der alles aufsaugt wie ein Schwamm. Das kann ein Gespräch mit einem Freund sein, ein Film oder ein Buch, das ich gerade lese – und schon baue ich das irgendwie in meinen Alltag ein. Und genau so ist es mit meinen Buchfiguren, die ich alle bis ins kleinste Detail mit so viel Liebe gestalte, als ob sie real wären. Kein Wunder also, dass sie mir dann ab einem gewissen Punkt „sagen“, dass die Handlung ja eigentlich viel sinnvoller wäre, wenn man den Plot in eine andere Richtung lenkt.

Wer mich privat kennt, findet mich immer in den weiblichen Protagonisten wieder, das gilt im „Bibelkiller“ ganz besonders, wobei ich nicht verrate, welche der beiden Frauenfiguren es diesmal ist. Das Tolle als Autorin ist: Die männlichen Hauptdarsteller „klone“ ich mir immer so, wie ich sie auch gerne im realen Leben kennenlernen würde. Früher waren sie immer dunkelhaarig und braunäugig, da ich aber keinen „festen“ Typ Mann habe, sehen sie in jedem Buch anders aus.

Und wie motivierst du dich, wenn du gerade einmal ein Schreibtief hast oder eine Phase, in der dir wenig einfällt – oder kommt das womöglich gar nicht vor?

Valeska: Tatsächlich kommt das bei mir gar nicht vor. Wenn meine Mutter früher vom Elternsprechtag kam, hatten ihr alle Lehrer gesagt: „Das Kind hat viel zu viel zu viel Phantasie“. Das fand sie – siehe Frage 1 – total doof. Ich konnte und kann da jedoch sehr gut mit leben, denn was wäre diese Welt ohne Phantasie?

Bei mir kommt noch hinzu, dass ich von einer sehr tiefgehenden Dankbarkeit erfüllt bin, wie wunderbar sich all die wilden Puzzlesteinchen meiner Vergangenheit im Hier und Jetzt zu etwas sehr Schönem zusammengesetzt haben. Man muss tatsächlich einmal ganz unten gewesen sein, um sein Leben danach schätzen zu lernen.

Valeska, wie ist das, wenn man – noch während man am Buch schreibt – weiß, dass es verfilmt werden soll? Du sagst, du hast durchs Kameraauge geschrieben. Ist man da eventuell auch versucht bewusst etwas zu übertreiben und lässt man sich auf „epische“ oder „actionreichere“ Szenen ein, weil man sich auch mit anderen Serienproduktionen vergleicht – etwa weil du schreibst, du hörst auch auf Nicolai, wenn er meint es sieht besser aus wenn eine Figur „erschossen statt erstochen wird“?

Valeska: Da „Der Bibelkiller“ eine Geschichte mit Alleinstellungsmerkmal ist, kann man es mit nichts anderem vergleichen. Aber es gab einige Stellen im Buch – zum Beispiel wenn die Auflösung geliefert wird, wer der Killer ist – die ich für mich in einer sehr anrührenden Nahaufnahme gesehen habe. Wo ich das Tempo dann aber hochgeschraubt habe, ist beim Showdown, eine atemlose Jagd nach dem Mörder durch die nächtlichen Straßen von Maastricht, die in einer wirklich sehr unheimlichen Szene endet.

Als Nicolai die Geschichte das erste Mal zu lesen bekam, war der Plot schon fertig, aber um Deine Frage zu beantworten: wie er das alles filmisch umsetzt – da lasse ich mich einfach überraschen und freue mich so wahnsinnig, wenn er Kommissar Stijn van der Rijns und all die anderen (zum Teil ein wenig skurrilen) Figuren zum Leben erweckt.

Hattest du beim Schreiben gewisse Schauspieler im Kopf? Hast du da bestimmte Wunschkandidaten?

Valeska: Im Schreibprozess selber hatte ich da keine Wunschvorstellungen. Aber den Serienmörder zu casten wird eine Herausforderung. Natürlich werde ich das Ende hier und jetzt nicht verraten, aber wer das Buch liest oder sich den fertigen Film anschaut, wird verstehen, was ich meine. Auch hier verlasse ich mich wieder ganz auf Nicolai und sein Gespür dafür, was auf der Leinwand funktioniert und was nicht. Und natürlich…sollte Nicolai Jake Gyllenhaal in einer Rolle besetzen, würde ich mich glattwegs dazu überreden lassen mit ihm … seinen Text zu üben.

Nicolai, wieder zu dir: Du sagst „Diese Unsicherheit der Selbstständigkeit hält dich frisch“. Ist es in Wahrheit nicht immer am schönsten im Leben ohne Netz? Die Frage, die auch ich mir manchmal stelle: Woher schöpfst du deine Motivation, wenn es gerade einmal „sehr frisch“ geworden ist, also wenn man sich als Selbstständiger wieder mal hinsetzen, durchschnaufen und sagen muss: „Wird schon wieder werden.“ Hast du da eine Formel gefunden, die dich motiviert? 

Nicolai: Das ist eine gute Frage. Wir stehen ja nun aktuell kurz wieder vor einem Lockdown, der vor allem die Gastronomie, Hotellerie und Theater und Kino treffen wird. Da muss ich ehrlich sagen, fällt es mir schwer, mich hinzusetzen, ruhig zu bleiben und zu sagen: „Wird schon wieder werden“ Das nagt dann doch schon sehr an meiner Schaffenskraft und Kreativität. Aber ich lebe einfach zu gern und ich genieße diese unterschiedlichen Tage und dieses Bewusstsein darüber, dass ich es doch immer wieder weitgehend selbst in der Hand habe, ob ich mir was beibringe, oder einfach nur zum Beispiel fern schaue, oder Freunde treffe oder einen Film plane oder einen Text auswendig lerne. Will sagen, eine Formel habe ich nicht gefunden, wohl aber ein klares Bild darüber, wie oft ich für mich und mein Handeln, verantwortlich bin und meine Stimmung auch selbst beeinflussen und sogar ändern kann – als Selbstständiger ist nie jeder Tag gleich, es kann sich immer was ändern, wie im Leben selbst – allerdings müsste ich lügen, dass es mir momentan auch nicht immer leicht fällt, positiv zu denken und meine Gefühle dahin zu lenken. Aber das gehört auch dazu und lasse ich zu. Wichtig ist, dass man immer weiter geht und nicht stehen bleibt, egal was passiert oder sein sollte.

Nicolai Tegeler

Nicolai, über eure Zusammenarbeit hast du schon viel verraten – wie darf man sich das in der Praxis vorstellen: Ist Valeska teilweise vor Ort am Set, oder gehst du dann mit den von euch erarbeiteten Drehbüchern alleine ans Set?

Nicolai: Hahaha, ich gehe allein ans Set und Valeska muss zu Hause bleiben! Nein, Valeska ist natürlich immer willkommen, wobei es sicherlich auch für sie viel schöner ist, den dann fertigen Film auf großer Leinwand erst zu sehen – um die Illusion / die Bilder im Kopf nicht kaputt zu machen, die bei der Entstehung des Skriptes entstanden sind. Ggf, würde Valeska am Set die Schauspieler/innen auch nur ablenken, vor allem wenn Jake Gyllenhaal vor Ort ist 😉

Kannst bzw. darfst du auch schon etwas über den Cast verraten? Gibt es da bestimmte SchauspielerInnen, die du im Kopf hast?

Nicolai: Ja, stimmt – das sollte man wohl haben und hatte ich bisher auch immer – bestimmte Schauspieler/innen auf bestimmte Rollen – aber in diesem Fall, will ich erstmal eine gute, spannende, kompakte Story, die mitreißt und dann gehe ich auf die Besetzung – wichtig ist mir, dass nicht immer die üblichen Verdächtigten besetzt werden. Natürlich braucht man Stars, aber wie sollen welche nachkommen, wenn man immer dieselben Gesichter besetzt und keinem neuen eine Chance gibt. Deshalb plädiere ich für einen gesunden Mix von Stars und No-Stars.

Ab wann wird die Produktion zu sehen sein? Wann starten die Dreharbeiten? 

Nicolai: Oh ja, das ist auch eine gute Frage. Von mir aus, besser gleich als später – ABER zuerst will ich ein gutes Buch und dafür mir auch die Zeit nehmen und wir dürfen leider Corona nicht vergessen, die es wesentlich schwieriger macht zu drehen – am liebsten mag ich ohne die Corona-Auflagen drehen und nach der Pandemie anfangen – so gibt es auch noch länger die Möglichkeit, Förderungen zu beantragen und hoffentlich auch zu bekommen.

Kannst du schon sagen, in welchem Stil die Verfilmung planst – oder kannst du darüber noch nichts sagen? Was ich meine: Geht es auch in Richtung Hercule Poirot oder etwas actionlastiger?

Nicolai: Sagen wir mal so, ich habe eine Idee und eine Richtung, aber ich bin noch nicht festgelegt und will mir diese Offenheit auch noch beibehalten, um mir nicht jetzt schon, bei der Entstehung des Skriptes, möglicherweise Dinge zu verbauen. Deshalb kann ich hier noch keine genaue Aussage treffen. Fakt ist, es soll spannend und unterhaltsam werden, mit tollen Bildern und emotionalen Szenen, die eine Krimi/Thriller Serie ausmachen – etwas düster und Suspense ist auch mit dabei.

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