Mathias Taxer ist mit seinen 26 Jahren zweifacher Familienvater, erfolgreicher Angestellter und ein noch weitaus erfolgreicherer Fotograf. Im Gespräch erzählt der Kärntner über seine Geheimnisse zum Erfolg. Und die haben ganz viel mit seinem Glück als Ehemann und Familienvater zu tun.
Mathias, wenn du von deinem Leben erzählst, klingt das ziemlich alt. Dabei bist du erst 26, hast zwei Kinder, zwei „Vollzeit“ Jobs. Alles Absicht? Hast du dein Leben so geplant?
Nein, natürlich nicht. Mir ging aber grundsätzlich immer schon alles zu langsam, ganz egal bei welchem Vorhaben. Ich kann es nicht haben wenn ich durch Einflüsse von außen gezwungen werde mein Leben in Zeitlupe zu leben. Meiner Meinung nach kann man sein Leben nicht planen, es hält so viele Überraschungen parat, dass man sich nur einen groben Leitfaden setzen kann. An diesem kann man sich höchstens orientieren.
Warum glaubst du, dass so wenige junge Menschen Kinder haben? Derzeit ist es ja schon früh, wenn man mit 31 Vater bzw. Mutter wird. Würdest du dich überhaupt als jungen Vater bezeichnen?
Wenn man sich die Statistiken und mein Alter auf dem Papier ansieht bin ich definitiv ein junger Vater. Ich persönlich empfinde es aber nicht so. Kinder kommen aber keine mehr, sofern das Leben sich an meinen Leitfaden hält 😄 Naja, wenn man sich veranschaulicht was Kinder im 21. Jahrhundert für Kosten mit sich bringen ist es für mich ehrlich gesagt kein Wunder. Kinder muss man sich ja immerhin auch leisten können. Man finanziert – so wie in meinem Fall – 2 weitere Personen in ihrem ersten vollem Lebensabschnitt mit. Hier sprechen wir immerhin von 20 Jahren finanzieller Gebundenheit – in Euro ausgedrückt, sind das in Summe 100.000 pro Kind. Der Hauptgrund den ich aber immer wieder höre, sind die Einschränkungen die Kinder mit sich bringen.
Wollen viele einfach nur ihr Single-Leben genießen?
Naja, natürlich hat sich mein Leben geändert seit der Geburt meiner Kinder. Aber der Grund, weshalb ich nicht mehr so oft ausgehe sind nicht sie, sondern der, dass ich jetzt einfach andere Prioritäten habe. Kinder sind nicht nur Einschränkung, sondern in großem Maß auch Bereicherung. Sie lassen dich Dinge erleben, die du sonst nicht spüren könntest. Das Gefühl von Verantwortung für deren Leben, deren Schutz und deren Glück. Auch die Angst, die man um seine Kinder hat, war mir vorher völlig fremd. Kinder schenken dir ihre uneingeschränkte Liebe und vertrauen dir voll und ganz. Von dir hängt es ab, welche Menschen daraus werden. Heute sind genau deshalb meine Prioritäten – meine Familie, meine Arbeit, und dann komm erst ich.
Geduld ist das Wichtigste – aber leider nicht meine Stärke.
Was ist das Wichtigste in der Kindererziehung? Wie viele Freiheiten müssen, wie viele dürfen sein? Was geht gar nicht?
Geduld ist das Wichtigste – aber leider nicht meine Stärke. Meine Frau hingegen besitzt mehr davon. Es wird aber immer schwierig, wenn das Kind in einem selbst auf den Erwachsenen trifft, der du ja eigentlich sein solltest. Es kommt immer wieder mal vor, dass ich und meine Frau – bei Dingen wo wir streng sein sollen, beginnen zu lachen weil es die Situation einfach nicht zulässt, ernst zu bleiben. Da unsere eigene Kindheit noch nicht all zu lange her ist, können wir unsere Kinder umso besser verstehen, wenn sie genervt sind oder sich falsch behandelt fühlen. Erziehung ist sehr individuell und alle Eltern sehen das anders.
Wie hält ihr es mit Benimmregeln?
Mir war es schon immer wichtig das meine Kinder höflich sind. “Bitte und Danke” sind für mich ein Muss. Den strengen Part in unserer Familie habe ich übrigens unfreiwillig zugeschoben bekommen. Was für mich aber zum Beispiel gar nicht geht, ist Gewalt. Egal ob zwischen den Kindern oder von uns als Eltern. Mir ist es wichtig meinen Kindern beizubringen, dass es gewisse Regeln gibt. Egal ob in unserer Familie, auf der Straße oder in unserer Gesellschaft. Es ist aber schwierig Ihnen beizubringen, wann sie diese brechen dürfen oder sogar müssen. Gegenüber dem strengen Part habe ich gleichzeitig das Privileg mit ihnen zu blödeln. Wenn ich nach der Arbeit heimkomme und der Alltag „vorüber“ ist, einfach nur Blödsinn mit ihnen zu machen. Ich versuche dann meinen Kindern das zugeben, was ich mir als Kind selbst oft gewünscht hätte, abseits von jeder Norm. Im Winter wenn es um 3 Uhr Morgens beginnt zu schneien und ich noch an den Bildern der letzten Hochzeit sitze, schnappe ich mir den Größeren und wir gehen in den Innenhof Schnee schaufeln, bzw. ich schaufle und er hüpft im Schneehaufen rum.
Warum hast du dich gegen deinen ursprünglich Beruf als Koch entschieden? Bist du lieber im Außendienst und in der Fotografie, weil du mit Menschen arbeiten willst?
Der eigentliche Grund war meine Familie. Ich bin ein Mensch der sich nicht gerne mit dem Standard zufrieden gibt. Mir wurde schnell klar, dass ich mir in meiner Karriere als Koch gleichzeitig keine familiären Wurzeln leisten kann. Ich persönlich hätte für mich keinen Kompromiss gefunden zwischen Küche und meiner Familie. Obwohl ich weiß, das es viele andere schaffen. Der direkte Kontakt mit Menschen ist etwas, das ich nicht mehr missen möchte. Jeder Mensch hat seine Geschichte. Geschichten, die uns bewegen und berühren. Gerade als Hochzeitsfotograf komme ich meinen Kunden sehr nahe und spüre ihre Liebe sowie ihre Ängste. An diesen Geschichten teil zu haben ist für mich eine besondere Erfüllung.
Mathias Taxer Fotografie
Zur Website von MathiasWie bringst du deinen „normalen“ Job und deine Fotografie unter einen Hut?
Das ist schon eine gewaltige Challenge, aber machbar. Wenn man gut organisiert ist und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Seit einigen Monaten haben meine Frau und ich und einen Google Kalender erstellt, in dem wir alle Termine eintragen. Auch das Laternenfest von Maximilian oder den Kinderarztbesuch, oder ein gemeinsames Abendessen. Es war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig jede Einzelheit darin fest zu halten. Meine Frau kann seit dem auch viel leichter ihre Businesstermine planen und wir verlieren keine Zeit mehr mit Koordinationsdiskussionen. Alles was wir uns hier sparen, ist Zeit die unseren Kindern zu gute kommt. Hochzeiten sowie Taufen finden ja meist am Wochenende statt. Porträts, sprich: Familien, Pärchen oder Neugeborene, kann ich im Sommer bis spätabends fotografieren. Die eigentliche Frage sollte lauten: „Wie schafft man es trotzdem, Zeit mit seiner Familie zu verbringen?“ Die Fotografie nebenbei zu betreiben ist ein schwerer Brocken, den ich aber aus Liebe dazu einfach nicht aufgeben wollte. Also besprach ich das ganze mit meiner Frau und wir beschlossen, dass ich mich 2 Jahre fest reinhänge, um mich dann selbstständig zu machen (was übrigens heuer, 2016, der Fall ist). Dann wird vieles einfacher. Es wird zwar nicht weniger gearbeitet, aber die Möglichkeiten der Zeiteinteilung wird besser und in Summe für die ganze Familie flexibler.
Wie bist du überhaupt mit der Fotografie in Berührung gekommen – hast du dir das selbst beigebracht?
Als Maximilian im Anmarsch war wollten wir mit einer Spiegelreflexkamera gerüstet sein, um nicht nur Handyfotos unserer Kinder zu haben. Hier und da postete ich Bilder von den Kids in Foren oder sozialen Netzwerken. Mit der Zeit kamen plötzlich Anfragen und dann folgte eines nach dem anderen. Beigebracht habe ich mir alles selbst. Workshops von Profis haben mich dabei unterstützt. So konnte ich sehr viel aus den Erfahrungen von Kollegen lernen.
Wie siehst du die aktuelle Situation von freien Berufen, besonders der Fotografie – rosig, oder eher bedenklich?
Naja ich denke mal wie in jeder Sparte. Preisdrücker und Hobbyisten gibt es immer und überall. Es ist wichtig zu erkennen, wo man mit seinen Fähigkeiten gebraucht wird. Ein gutes Netzwerk ist Voraussetzung. Gute qualifizierte Arbeit wird sicher gerne weiter empfohlen. Deshalb ist es besonders wichtig, immer sein Bestes zu geben. Ich glaube, wenn man die Begeisterung für seinen Beruf so spürt, wie ich das tue, dann lassen sich die Kunden davon anstecken. Wichtig ist es trotzdem, immer rege zu bleiben und auf die Menschen zuzugehen. Sie kommen halt nicht auf einen zugeflogen. Ein Kollege lebt nach dem Motto wenn es anderen gut geht, geht es auch mir gut. Und das nehme auch ich mir zu Herzen. Konkurrenzdenken gibt es bei mir keines, ich gönne jedem seine Erfolge.
Kann man als Selbständiger von der Fotografie noch leben?
Das wird sich noch herausstellen, aber die Zahlen sprechen für sich 😄. Ich kenne viele Fotografen in meiner Umgebung die es können und auch wollen. Das Wollen ist der entscheidende Punkt.
Auf was kommt es dir beim Fotografieren am meisten an, was ist dir besonders wichtig?
Mir war es schon immer wichtig, den Fokus nicht auf die Person, sondern auf den Moment zu legen. Natürlich spielen für mich aus fotografischer Sicht noch andere Dinge eine Rolle. Aber meinen Kunden interessiert es nicht, mit welcher Blende ich den „first look“ festgehalten habe, für sie zählt nur der Moment der ihnen Dank mir für immer bleibt.
Glaubst du, dass jeder Mensch das Potenzial hat “alles” zu lernen?
Ja. Ich selbst war nicht gerade der Beste in der Schule – um ehrlich zu sein sogar ziemlich mies. Lernen kann man alles, sofern man es von Herzen möchte. Es ist aber wichtig, dass man sich mit den Dingen beschäftigt, die man selbst machen möchte. Denn hier hat auch jeder sein größtes Potenzial.
Was glaubst du, wollen deine Kinder mal werden? Würdest du dir überhaupt was wünschen, oder unterstützt du sie, ganz egal was sie machen wollen?
Aktuell wird Maximilian Bauer und bei Valerie würde ich auf eine Führungsposition tippen 😄. Nein, was ich mir wünsche, ist, dass sie glücklich werden. Sich ihre Fehler eingestehen und daraus lernen, ihre Erfolge feiern und ihren Kindern genau das mit auf dem Weg geben.
Was ist deine tägliche Motivation aufzustehen und dein Leben zu leben?
Es ist das Leben selbst. Das Leben hält soviel für uns bereit. Ich versuche jeden Tag zu sehen, was mir mein Leben bieten kann oder könnte. Es liegt dann nur noch bei mir, es mir zu holen und das ist einiges.
Würdest du dich als glücklich bezeichnen?
Definitiv. Sofern ich glücklich richtig definiere. Ich kann mir leisten was notwendig ist, und ein wenig mehr. Ich habe zwei wunderbare Kinder, die mich oft den letzten Nerv Kosten, und eine wunderbare Frau, die ich nicht immer ganz verstehe, aber sehr liebe 😄.
Für mich ist jeder ein Held, der mehr aus seinem Leben macht.
Wie definierst du Helden?
Für mich ist jeder ein Held, der mehr aus seinem Leben macht. Ein Held ist auch jeder, der seinen Job besser macht als die Norm – egal ob Mutter, Kellnerin oder Fotograf. Das ist auch der Grund, weshalb ich gerne Trinkgeld gebe, vielleicht mehr als es üblich ist. Es ist wichtig Menschen, die mehr leisten, zu motivieren das auch weiterhin zu machen.
Würdest du dich selbst als Held bezeichnen?
Nach meiner eigenen Definition: ja!