“Traumberuf Moderatorin”, schrieb sie schon als Kind in die Stammbücher ihrer Freundinnen. Heute ist Bianca Schwarzjirg als Moderatorin der beliebten Frühsendung “Café Puls” nahezu täglich im TV zu sehen. Als Jurorin und Backstage-Reporterin von Austrias Next Topmodel steht die 35-jährige Wienerin aktuell ebenfalls einmal in der Woche vor der Kamera. Was nur wenige wissen: Abseits ihres Lebens als Moderatorin, ist Bianca ein riesengroßer Bad Gastein-Fan. Nahezu jede freie Minute verbringt die begeisterter Wintersportlerin mit ihrer Familie, Freunden oder ihrem Partner in Salzburg. Ob da noch Zeit für ihren großen Traum, eine eigene Buchhandlung bleibt? Das, weshalb man in der Medienwelt enorme Kritikfähigkeit braucht und wie sie privat und beruflich voneinder trennt, verrät sie im Gespräch mit Helden von heute.
Liebe Bianca, wie würdest du dich in ein paar Sätzen beschreiben?
Es ist schwierig sich selbst zu beschreiben. Erzählt man nur das Positive, oder erwähnt man auch negative Seiten? (schmunzelt)
Das bleibt ganz dir überlassen. Am besten beides.
Gut, wie ich aussehe, das weiß eh jeder, der Cafè Puls schaut (lacht). Somit würde ich sagen: ich bin eine Frau, die gerne Menschen um sich hat. Sowohl Menschen, die ich kenne, als auch Menschen, die ich nicht kenne. Denn ich glaube, dass man von jedem Menschen etwas Neues mitnehmen kann. Genauso gerne, wie ich Menschen um mich habe, brauche ich dann wieder Zeit für mich, um runter zu kommen und Ereignisse zu reflektieren. Vor allem auch, um geerdet zu bleiben.
Du hast es gerade erwähnt, Café Puls. Du bist jetzt seit 15 Jahren im TV-Geschäft. Wie und wann startete deine Karriere in der Medienlandschaft?
Ich wollte schon in der Volksschule Moderatorin werden, oder wie es damals noch hieß: Fernsehansagerin. Ich habe das schon in die Stammbücher meiner Freundinnen und Mitschüler geschrieben.
Wie bist du zu deinem Traumjob gekommen?
Durch absoluten Zufall. Ich habe den Berufswunsch zunächst gar nicht mehr richtig verfolgt. Erst mit Anfang 20 stolperte ich, in einer Nacht und Nebelaktion, beim Lesen des Teletexts, zufällig über die Jobanzeige für Moderatorinnen. Mein damaliger Freund meinte: ‘Das würde total gut zu dir passen, denn du redest ohnehin so viel’ (lacht).
Und daraufhin hast du dich sofort beworben?
Nein, gar nicht. Ich hatte die Sache am nächsten Tag sogar fast schon wieder vergessen. Aber auf sein Drängen hin, meldete ich mich. Das war mein erstes Casting und ich habe im Anschluss meine erste Sendung bekommen. Eine Kindersendung auf Super RTL. Und so ging es weiter. Die Produktionsfirma war auch für Sat1 tätig, so bin ich dann von Sender zu Sender, zu verschiedenen Sendungen gekommen. Irgendwann hat Puls 4 angefragt. Es ist alles relativ schnell und Schlag auf Schlag gegangen.
Aber du hast ja nicht nur Fernsehen gemacht.
Stimmt. Ich habe insgesamt 9 Jahre Radiosendungen moderiert.
Welche Ausbildung hast du eigentlich gemacht?
Ich habe, parallel zu meinen Jobs, Psychologie und Medienkommunikation studiert. Vor meiner Medienkarriere wollte ich eine Psychotherapieausbildung machen. Doch ich rede selbst so gerne, dass ich den Leuten wahrscheinlich eher meine Story erzählen würde (lacht). Außerdem wusste ich eben schon immer, dass ich in die Medienwelt will. Ich habe verschiedene Praktika gemacht und viele Jahre lang Radio, war auch im Printbereich unterwegs. Ich finde es ebenso spannend hinter den Kulissen zu arbeiten.
Ich finde es – und fand schon immer – schlimm, wenn Leute ihr Ziel erzwingen wollen.
Hattest du eigentlich immer ein Karriereziel vor Augen, oder ist das einfach so passiert?
Nein. Ich finde es – und fand schon immer – schlimm, wenn Leute ihr Ziel erzwingen wollen und sich vorschreiben, was passieren muss. Diese ‘Das muss ich jetzt haben’-Mentalität finde ich abstoßend und negativ. Mein Credo war schon immer: das was kommt, das kommt. Was sein soll, wird passieren. Hätte mir jemand bei meiner Matura gesagt, dass ich einmal täglich das Frühstücksfernsehen moderieren werde, dass ich in der Welt herumfliegen werde um Orte vorzustellen, in der Jury einer Castingshow sitze, dann hätte ich mir maximal gedacht: ‘Wow, das wäre cool, aber wieso ich?’ Ich glaube daran, dass wenn man seinen Job gut macht, der nächste Schritt automatisch kommt. Überhaupt in der Medien- und Kreativbranche ist das nicht so einfach planbar wie beispielsweise in der Medizin. Da ist relativ klar, welcher Schritt nach dem vorigen kommt.
Du meinst, dass man für einen kreativen Beruf auch ein kreatives Mindsetting, eine flexible Einstellung braucht?
Davon bin ich überzeugt. Ich weiß heute auch noch nicht, ob mein nächster Schritt ein Moderationsschritt sein wird. Vielleicht ist es die Schauspielerei. Oder ich eröffne einen Buchladen (lacht).
Einen Buchladen? Erzähl’, hast du da schon Pläne?
Ja, die Idee einen Buchladen zu haben ist etwas, das schon ganz lange in meinem Kopf herumschwirrt. Das könnte ich mir jetzt, im Moment, gerade noch nicht vorstellen, aber der Gedanke daran kommt immer wieder auf.
Warum ein Buchladen?
Erstens liebe ich es, Geschichten zu erzählen. Das ist irgendwie ja auch mein Job als Moderatorin. Zweitens finde ich es sehr schon, mit Büchern in eine andere Welt einzutauchen. Ich finde Literatur generell spannend und es macht mir Freude, wenn ich Menschen zum Lesen bringe. Ich bin der Meinung, dass man jeden Menschen von einem Buch begeistern kann. Leute, die sagen, sie lesen nicht gerne, haben bislang lediglich die falschen Bücher in der Hand gehabt.
Schreibst du auch?
Buch habe ich noch keines geschrieben, wenn es das ist, was du meinst. Aber ich schreibe meine Gedanken auf. Das habe ich schon immer gemacht. Übrigens, jetzt fällt es mir ein, das war auch so ein Berufswunsch, denn ich schon früh in die Stammbücher geschrieben habe: Schriftstellerin. Aja, und Rennfahrerin (lacht).
Zwei nicht sehr verwandte Branchen. Ist dir die Leidenschaft zu Autos ebenfalls geblieben?
Sagen wir so: ich liebe es, schnell Auto zu fahren und zahle viel zu viele Strafen (lacht). Ein Rennen oder eine Rallye bin ich noch nicht gefahren.
Weil du gerade das schnelle Autofahren erwähnst: das wird dir ab und an eine Hilfe sein, wenn du wieder zwischen Wien und Gastein pendelst, oder? Ich weiß ja, dass du eine große Liebe zu Bad Gastein entwickelt hast – wie kam das?
Da muss ich jetzt ein bisschen ausholen. Meine Eltern waren mit uns, also meiner Schwester und mir, schon sehr früh Schifahren. Wir waren damals schon mehrmals pro Monat auf diversen Pisten unterwegs. Für Wiener ist das ja verhältnismäßig viel. Da ist zumindest die Leidenschaft für den Wintersport entstanden. In Gastein waren wir aber nie. Dorthin bin ich erst gekommen, als ich für eine Show in Bad Hofgastein in der Jury saß und in diesem Zusammenhang schnell mal Bad Gastein ansehen wollte. Als ich dort ankam, war es wirklich wie Liebe auf den ersten Blick.
Was hat dich so beeindruckt?
Es war und ist eine besondere Mischung. Einerseits der morbide Charme und die Imperfektion des Ortes durch die abwechslungsreiche Geschichte, durch die Story der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte. Andererseits die Natur, die Ruhe, die Landschaft. Ich war wirklich begeistert und fuhr am Rückweg gleich bei meinen Eltern vorbei, um ihnen ganz begeistert von Bad Gastein vorzuschwärmen. Sie waren es auch, die mir geraten haben eine Wohnung dort zu kaufen.
Und seitdem bist du Wohnungsbesitzerin in Bad Gastein?
Naja, fast. Das hat etwas länger gedauert. Ich war natürlich gleich begeistert und habe tatsächlich recht rasch eine kleine Wohnung in einem alten Hotel gefunden. Gleich in der darauffolgenden Woche bin ich mit meinen Eltern hingefahren, die von der Wohnung auch ganz angetan waren. Ich hatte schon den Vertrag zum Unterzeichnen in der Hand, als ich erfahren habe, dass mir eine Steuerprüfung ins Haus steht. Da kann man keine Wohnung kaufen (lacht). Schweren Herzens musste ich absagen. Das tat mir ziemlich leid. Aber eigentlich beginnt die Geschichte hier erst. Denn, was ich nicht gewusst habe, war, dass meine Eltern ohne mein Wissen die Wohnung gekauft hatten. Sie hielten das so lange geheim, bis ich mit meinem Studium fertig war – und das hat sehr lange gedauert (lacht). Schlussendlich habe ich die Wohnung dann zu meiner Sponsion bekommen.
Sie haben das so lange vor verbergen können?
Einfach war das nicht. Da gab es mal den Moment, als ich sie anrief und mich zum Essen bei ihnen in Wien ankündigte. Nur waren sie gerade in Bad Gastein. Sie ließen also alles liegen und stehen und fuhren schnell zurück.
Die Zeit in Salzburg ist echte Quality time
Wie viel Zeit verbringst du jetzt in Bad Gastein?
Sobald ich längere Zeit am Stück frei hab, bin ich dortn. Weihnachten und Silvester verbringe ich immer dort, aber auch jetzt zu Ostern bin ich wieder dort und nutze die Skisaison bis zum letzten Tag. Ich habe gejubelt als ich erfahren habe, dass die Skilifte bis Mitte April durchgehend geöffnet sind (lacht). Ich versuche viel Zeit dort zu verbringen. Ich habe ganz liebe Freunde gefunden und es sind daraus sehr intensive Freundschaften geworden. Eigentlich sehe ich meine Freunde dort fast öfter als meine Wiener Freunde. Die Zeit in Salzburg ist echte ‘Quality time’. Alleine die Bewegung in der Natur macht es für mich, als Stadtmensch, immer wieder zu einem tollen Erlebnis. Die Erfahrungen, die man macht sind viel einprägsamer, als wenn ich – unter Anführungszeichen – in Wien nur essen gehe.
Wahrscheinlich hast du in Gastein auch mehr Freizeit als in Wien, oder?
Das stimmt. Natürlich schreibe ich auch Konzepte, mache hin und wieder Kreativarbeit, aber ich kann mir meine Zeit frei einteilen, ich kann runterkommen – und, natürlich, muss ich nicht so früh aufstehen.
“Mein Wecker klingelt um 2.30 Uhr”
Um wie viel Uhr stehst du auf, wenn du in Wien arbeiten musst?
Mein Wecker klingelt um 2.30 Uhr in der Früh.
Huch, das ist sehr früh.
Ja, zugegeben, das ist auch hart. Ich mache jetzt seit 8 Jahren Cafè Puls, 3 Wochen im Monat. Es ist schon so, dass ich immer müde bin. Leider habe ich auch abends wenig Zeit für Freunde. Wenn alle anderen mit ihren Jobs fertig sind, gehe ich schlafen. Und umgekehrt, wenn ich wieder Zeit habe, sind die anderen schon im Bett. Das ist schwierig. Aber ich sage auch immer: Wenn man sich beschwert, muss man etwas anderes machen. Ja, anstrengend ist es, aber ich finde es sehr schön, die Menschen in der Früh aufwecken zu können.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Nachtwelt, um 3 Uhr Früh, eine ganz andere ist?
Ja, das ist sie. Wenn ich aufstehe, hört man draußen nichts. Kein Auto fährt, die Ampeln blinken noch. Ich brauche gerade einmal 10 Minuten in die Arbeit – unter Tags bräuchte ich eine Dreiviertelstunde. Es ist niemand auf der Straße, außer hin und wieder Polizei, die denkt, ich komme gerade vom Fortgehen nach Hause (lacht). Auch am Arbeitsplatz, im Sender, herrscht eine eigene Stimmung. Du musst dir vorstellen, alle die dort arbeiten, kennen sich zu einer Uhrzeit, zu der man normalerweise Privatzeit genießt.
Weil wir schon dabei sind, was sind deine genauen Aufgaben bei Puls 4, also abgesehen vom Offensichtlichen, von der Moderation von Café Puls? Du hast vorhin von Konzepten und Kreativarbeit gesprochen?
In erster Linie moderiere ich mit Florian Danner das Frühstücksfernsehen. Dann, einmal pro Jahr, sitze ich in der Jury von Austria’s Next Topmodel und moderiere Topmodel-Backstage, sowie das Finale. Was die Kreativarbeit betrifft: Florian und ich leiten das Kreativteam von Cafè Puls. Wir planen und überlegen, wann wir welche Schwerpunkte setzen, welche Aktionstage wir machen und wie wir die Zuseher mehr einbinden können. Im Grunde, wie sich Cafè Puls weiterentwickeln kann. Moderieren ist alleine ist schon cool und schön, aber die Konzeptarbeit rundherum macht sehr viel Spaß.
Was mich interessiert: du bist ja doch recht bekannt. Wie gehst du selbst mit dem Rollenwechsel zwischen der, ich formuliere es mal salopp, berühmten Bianca und der privaten Bianca um? Ist das schwierig?
Eigentlich ist das nicht schwierig. Das ist ja mit der Zeit alles gewachsen. Wenn man zu moderieren beginnt, ist man nicht gleich bekannt. Mittlerweile ist es so, dass wenn ich öffentlich auftrete, ich eine andere Rolle habe. Da bin ich voll und ganz die Moderatorin, da geht es niemanden etwas an, wie ich mich fühle oder ob ich gerade Probleme habe. Das kann man den Zusehern auch nicht zumuten. Wenn ich also arbeite, habe ich – so nenne ich das – meine Cafè Puls-Maske auf. Ich erzähle schon ab und zu Dinge aus meinem Leben, aber zu viel gebe ich nicht Preis. Das war mir immer ganz wichtig. Aber natürlich ist die öffentliche Präsenz ein spannendes Thema. Alleine durch Social Media ist das noch viel intensiver geworden, als das früher der Fall war. Umso wichtiger ist es, zu wissen wer man ist. Deswegen meide ich Society-Veranstaltungen. Ich verbringe meine Zeit lieber mit Freunden beim Essen, mit meiner Familie oder mit meinem Partner.
Weil die Frage bei Promis immer wieder kommt: Wie gehst du mit Fans um, die dich auf der Straße erkennen? Aber, was noch viel spannender ist: Siehst du das Stehen in der Öffentlichkeit als gegebenes Berufsrisiko oder sind die Leute per se zu distanzlos?
Nein, zu distanzlos finde ich nicht. Aber wir leben hier auch in Österreich und nicht in Amerika. Ich bin nicht die Oprah Winfrey. Ich moderiere das Frühstücksfernsehen und Topmodel, was ist das im Vergleich? Außerdem hat man es selbst gut in der Hand. Für mich ist Privatsphäre einfach wahnsinnig wichtig.
Ich will private Dinge nicht in einer Zeitung lesen.
Hast du das erst lernen müssen?
Es war ein Erfahrungsprozess. Am Anfang meiner Karriere habe ich recht offen über mein Privatleben geplaudert, bis ich dann Dinge über mich gelesen habe, die so nicht stimmten. Ich will aber private Dinge nicht in einer Zeitung lesen. Ich würde nie mit meinem Freund zu einem Event gehen und sagen: schaut her, das ist mein neuer Freund. Wenn über mich geschrieben wird, dann soll das über meinen Beruf sein. Gerne auch kritisch, aber nicht über mein Privatleben. Natürlich ist das spannend für Medien, aber das kann man auch lenken. Ich hatte den Fall, als eine Tageszeitung etwas sehr Privates schreiben wollte. Ich habe dort angerufen und gesagt, dass mir das Thema zu privat ist und gefragt, ob das wirklich geschrieben werden muss. Im Endeffekt ist es nicht erschienen und ich habe zum Dank mit ihnen gemeinsam eine Kooperation gemacht. So hatte jeder etwas davon.
Fällt es dir leicht, mit Kritik umzugehen?
Das muss man mit der Zeit erst lernen. Auch ich musste lernen zwischen Beruf und Privatleben zu trennen. Ich lernte das in einer sehr arbeitsintensiven Zeit, als ich in der Früh Cafè Puls moderiert, zu Mittag die Sendung Google Trends aufgezeichnet und am Abend für Kronehit Radio gemacht habe. Das waren drei Sendungen pro Tag, ein enormes Arbeitspensum und sehr wenig Schlaf. Wenn man nicht ausgeschlafen ist, ist man natürlich viel sensibler. Sensibel was Lärm betrifft, was zwischenmenschliche Aktivitäten betrifft – es kommt nicht von ungefähr, dass Menschen unter Schlafentzug schon die größten Fehler passiert sind. Da tickt man einfach anders. In diesem Fall ist Kritik schwer zu handhaben. In dieser Phase, als ich diese drei Sendungen gemacht habe, habe ich täglich für jede Sendung jeweils extra Kritik bekommen. Eine Zeit lang ging das gut, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich nicht mehr konnte. Ich habe damals meine Mutter um Rat gefragt, sie ist übrigens Psychotherapeutin. Sie hat mir den Tipp gegeben, das Leben streng in die Arbeits- und die Privatwelt zu teilen. Die meiste Kritik ist ja gar nicht böse gemeint, aber es reden so viele Menschen mit: Chefs, Kollegen, Zuseher, Freunde. Da muss man genau abwägen in welcher Rolle man kritisiert wird.
Ich bezweifle, dass Menschen genauso reagieren würden, wenn man ein Gespräch auf der Straße führen würde.
In der Rolle als Moderatorin musstest du erst vor Kurzem einen deftigen Shitstorm einstecken. Wie hast du diesen erlebt und wie stehst du zu Onlinekritik, die ja doch häufig anonym und unter der Gürtellinie daherkommt?
Wie gesagt, an sich mag ich Kritk, wenn sie konstruktiv ist und man daraus lernen kann oder zumindest nachvollziehen kann, was gemeint ist. Schlimm wird es dann, wenn die Kritik ein persönlicher Angriff und damit beleidigend wird. Wenn sie nur darauf abzielt, den Betroffenen zu kränken oder zu demütigen. Ich habe einen Fehler auf Sendung gemacht und einen Satz zu Ende gedacht, aber leider nicht zu Ende gesprochen. Daraufhin hagelte es Beschimpfungen, die weit unter der Gürtellinie waren. Am Beginn habe ich versucht, jedem zu antworten und den Sachverhalt klarzustellen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich das niemals schaffen werde. Ich sage immer, die einen mögen mich und die anderen nicht. Manche finden mich lustig, andere nicht. Die einen sagen ich bin zu dick, die anderen ich bin zu dünn. Manche finden mich hübsch, andere hässlich. Manchen rede ich zu viel, den anderen zu wenig. Es ist unmöglich es allen recht zu machen. Schlimm finde ich einfach nur mit welcher Aggressivität aus der Anonymität geschossen wird. Ich bezweifle, dass Menschen genauso reagieren würden, wenn man ein Gespräch auf der Straße führen würde. Ich kann auch nicht verstehen, wie man anderen etwas Schlechtes wünschen kann. Dazu glaube ich viel zu sehr an Karma.
Das heißt, auf der Straße hast du nie schlechte Begegnungen?
Eigentlich nicht. Meistens kommen eben so Kommentare wie: ‘Oh, Sie sind ja gar nicht so groß, wie im Fernsehen.’ oder ‘Oh, sind sind ja viel schlanker als im Fernsehen’ (lacht). Was auch oft vorkommt ist, dass die Leute tuscheln, wenn sie nicht genau wissen, woher sie mich kennen. Was mir aber auffällt ist, dass die Leute heutzutage eigentlich nur noch Selfies machen wollen. Das war früher nicht so. Da gab es Autogramme.
Die Leute treffen dich und fragen, ob sie sich mit dir fotografieren dürfen?
Ja, gerade vor Kurzem, ich war etwas krank und wollte nur kurz an die frische Luft, ging ein Pärchen vorbei, dass mich bereits von weitem im Fokus hatte. Ich versuche in solchen Fällen die Leute direkt anzulachen und anzusprechen. Ich merke das ja ohnehin. Sie haben mich sofort gefragt, ob sie ein Selfie machen können.
Und, haben sie es bekommen?
Natürlich. Sie waren eh freundlich und haben gemeint, sie stellen es nicht auf Facebook. Da kann ich natürlich auch nicht nein sagen.
Warum denkst du, ist das so spannend, Persönlichkeiten aus dem TV zu fotografieren?
Vielleicht, weil man bei den Leuten zu Hause im Wohnzimmer präsent ist. Vor allem als Moderatorin. Einem Hermann Maier und Co. geht es da sicher anders. Das ist eine andere Art von Bekanntheit, das sind dann eher Idole. Bei denen wird’s wohl weniger chillig sein, wenn die privat unterwegs sind.
Ein kurzer Schwenk: Eine aktuelle Studie hat ja auch gerade wieder gesagt, dass in Österreich TV nach wie vor über 60 Prozent Marktanteil hat. Wie siehst du die mediale Zukunft?
Ich weiß nicht, ob wir von der gleichen Studie sprechen, wenn ja, geht es ja darum, dass sich die TV-Nutzungszeit sogar verlängert hat. Gut, derzeit stehen diverse Social Media-Stars und Social Media-Kanäle im Fokus und es bewegt sich die ganze Medienlandschaft rasend schnell. Die Nutzungsgewohnheiten haben sich enorm verändert. Aber ich glaube nicht, dass die neuen Kanäle das TV komplett verdrängen werden. Man merkt es ja selbst, als Beispiel: wenn mein Freund und ich fernsehen, nutzen wir das iPad oder das Smartphone parallel, um weitere Infos zur Serie oder zum Film zu recherchieren. Keine Frage, Onlinekanäle werden wichtiger, aber das Fernsehen ist eine Konstante.
Fernsehen ist für viele immer noch ein Ritual.
Was meinst du mit Konstante?
Fernsehen ist für viele immer noch ein Ritual. Natürlich kann man sich unterwegs auf dem Smartphone Sendungen ansehen, aber für die meisten ist es immer noch mit einer fixen Uhrzeit und dem ‘Zu Hause sein’ verbunden. Und Rituale sind für alle Menschen extrem wichtig, um eine Kontinuität und Sicherheit zu haben.
Bleibt die Frage, ob sich die Zuseher und User künftig via Netflix und Co. ihr eigenes Programm zusammenstellen werden.
Ich glaube, dass beides parallel genutzt werden wird. Einerseits das individuelle Programm und andererseits die fixen Tagesabläufe durch vorgegebene Programmpunkte.
Was würdest du Leuten empfehlen, die auch in dieser Branche Fuß fassen wollen. Ich nenne jetzt das Schlagwort “Irgendwas mit Medien”. Was braucht es dazu Moderatorin oder Moderator zu werden, Fernsehsendungen zu machen – kann das jeder?
Es braucht eine große Portion Leidenschaft. Natürlich auch Glück. Logisch muss man zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zu sein, den Nerv der Zeit zu treffen. Das muss zusammenpassen. Es gibt da draußen sicher ganz viele unbekannte Talente, die einfach noch keine Chance hatten. Umgekehrt sicher auch viele Leute, die kein Talent haben und dennoch erfolgreich sind. Aber ich denke nicht, dass es eine spezifische Ausbildung geben kann. Wir haben Leute bei uns im Sender, also Moderatorinnen und Moderatoren, die sind ausgebildete Juristen, Medienmanager, wir haben auch Leute, die keine Matura haben. Prinzipiell denke ich, dass wenn man eine Grundaffinität zu Medien hat, man seinen Weg sowieso findet. Dazu ist es nur wichtig, viele Dinge auzuprobieren. Ist es das Stehen vor der Kamera, Radio, Schreiben? Das muss man herausfinden und dazu braucht man oft einen langen Atem. Und, wie bereits erwähnt, man muss kritikfähig sein.
Was ist deine größte Motivation täglich aufzustehen?
Naja, das Aufstehen selbst braucht schon sehr viel Motivation (lacht). Aber im Grunde ist es das Aufwecken der Leute mit dem Frühstücksfernsehen. Nachdem wir einen Marktanteil bis zu 35 Prozent haben, weiß ich, dass jeder dritte bzw. vierte Österreicher in der Früh zusieht. Ich finde es schön Teil dieser Community zu sein. Die Leute zu informieren, ihnen gute Laune mitzugeben, auch wenn sie gerade nicht gut drauf sind. Ich möchte die Menschen in der Früh unterhalten.
Du hast es schon anklingen lassen, du moderierst ja mit Florian Danner gemeinsam. Wie wichtig ist hier eine funktionierende Kollegenschaft?
Ich verstehe mich mit ihm ausgezeichnet. Wir sind auch privat sehr eng befreundet, kennen die Partner des jeweils anderen, machen sehr viel gemeinsam. Ich erkenne an jeder Kleinigkeit wie er aufgelegt ist und das ist schon eine eigene Art der Arbeitsgemeinschaft. Es ist ganz lustig, weil seine Frau immer, wenn wir irgendwo zu viert auftreten sagt: ‘Ich bin die echte Ehefrau’. Ich werde oft Studio-Ehefrau genannt, weil Florian und ich uns täglich sehen, zu einer Uhrzeit, zu der andere ihre Partner sehen. Ich glaube, wenn man sich da nicht versteht, dann kann man das nicht überspielen und verstecken.
Wie definierst du den Begriff Helden?
Ein Held im Altertum hatte etwas Heroisches. Ein Held heute, ist für mich jemand, der etwas möglich macht, was zunächst nicht möglich erscheint. Ich bezeichne oft Kollegen als Helden, weil er oder sie etwas gemacht hat, was ich toll finde.
Würdest du dich demnach selbst als Heldin bezeichnen?
Nein. Ich finde, das was ich mache, ist nichts Besonderes. Es ist sicher ein großer Einsatz, aber ich würde mich nicht als Heldin bezeichnen.
Und mit unserer Definition, dernach jeder eine Heldin / ein Held sein soll, weil ja jeder für sein Umfeld in irgendeiner Art etwas Heldenhaftes macht? Immerhin bist auch du für viele dadurch eine Heldin, weil du sie täglich in der Früh begleitest. Oder, weil du dich für den Ort Bad Gastein so einsetzt.
Danke, das ist ein schönes Kompliment. Ich glaube aber, dass man sich selbst nicht als Held bezeichnen kann. Das machen dann eher andere für einen, sonst klingt es komisch. Aber diesen Satz: ‘Du bist ein Held, weil…’ hört wohl jeder sehr gerne.