„Die Welt bin ich selbst“

Walter Kreisel ist zweifacher Familienvater, Ehemann und Unternehmer. Hauptsächlich ist der Oberösterreicher Innovator und Vorkämpfer für modernes Wohnen. Mit seinen Firmen verwandelt er Häuser in moderne und doch gemütliche Hightech „Höhlen“. Für seine eigenen 4 Wände nahm er sich Bill Gates‘ Haus als Vorbild. Seine Erfolge als Unternehmer beruhen auf seinem Motto: „Entweder g’scheit, oder nix“

Walter, wie würdest du dich in ein paar Sätzen beschreiben?

Ehrgeizig, Zielstrebig. Wenn ich einmal was im Fokus habe, dann lasse ich nicht mehr los. Ich bin nicht pingelig oder gierig, aber durchaus sehr genau. Ich verzeihe aber auch Fehler und bin auf keinen Fall nachtragend. Das Leben hat immer zwei Seiten, so sehe ich das und somit kann mich dann nichts erschüttern. Bei mir ist das Glas halb voll und nicht halb leer. Meine Devise ist: Geht nicht, gibt’s nicht. Ich schau gerne über den Tellerrand. Außerdem bin ich ein Familienmensch, mir sind Werte wie Respekt und gutes Benehmen sehr wichtig. Und, ganz bedeutend: Die Welt ist nicht rund um mich, sondern die Welt bin ich selbst. Ich rate jedem ruhig etwas egoistischer zu sein (lacht).

Du bist in der Technik-Branche, in einem Elektro-Handel groß geworden – mit deiner Firma Hometec verbindest du dann doch Ästhetik (schöne Häuser, schönes Interieur) und pure Technik. Bist du eher Techniker oder eher der kreative Mensch?

Ich selbst bin kein Techniker und auch nicht sonderlich technikaffin. Meine Mission ist es, Technik effizient einzusetzen, so dass diese  unser Leben vereinfacht. Das war mir relativ bald klar, als ich als kleines Kind mit meinem Vater zu den Kunden mitgefahren bin.  Von damals habe ich mitgenommen, dass der Kunde oft nicht das sagt, was er denkt. Deswegen sehe ich es als meine Aufgabe Verkäufer zu sein, der zwischen den Zeilen liest und zwischen den Wörtern hört, was der Kunde eigentlich will. Somit bin ich viel eher noch ein Problemlöser.

Waren diese gemeinsamen Kundentermine mit deinem Vater der Grund für deine Berufswahl? Wie hat das alles begonnen?

Eigentlich war es der Fetzn (5er, Anm.) in Geographie, der mich aus Angst vor einer Nachprüfung die HAK abbrechen ließ und zur Lehre als Kaufmann für Unterhaltungselektronik brachte (lacht). Ich habe das mit Leidenschaft gemacht und wir haben mit dem Laden für Freistädter Verhältnisse alles erreicht, was man sich wünschen kann. Wir haben viele Preise gewonnen, Auszeichnungen bekommen. Bis zum “AERA”-Preis als Unterhaltungselektronik-Händler des Jahres 2011 reichte es. Aber ich wusste da geht noch mehr, und wir müssen uns um in Zukunft weiter zu bestehen breiter aufstellen.

Mein Vorbild war das Haus von Bill Gates.

Inwiefern noch mehr?

Da muss ich wieder zurückspringen. Ich habe mit 28 Jahren begonnen mein Haus zu bauen. Ich habe es selbst geplant, in jeder Phase mitgebaut. Es war unglaublich interessant und machte viel Spaß, aber ich wollte immer enorm viel Technik verbaut haben. Mein Vorbild war das Haus von Bill Gates. Leider konnte mir niemand meine Fragen dazu beantworten. Ich hatte ein super schönes Haus, mit allem drum und dran, aber die Technik war einfach nicht so wie ich es wollte, ja sie war montiert und angeschlossen aber mehr schon nicht. Da war mir klar, dass meine Fragen kein Elektriker, kein IT-Mensch oder Techniker beantworten konnte.

Also hast du kurzer Hand die passende Firma dafür gegründet?

Ja, ich habe Hometec gegründet, weil ich sofort wusste, was benötigt wurde. Es braucht keine Insellösungen, wo jedes Gerät für sich arbeitet, sondern die Geräte müssen untereinander kommunizieren und vernetzt werden. Die Dinge müssen interagieren, müssen Daten austauschen und Parameter müssen übergreifend automatisiert werden. Erst dann ergibt die Technik Sinn!

Bist du sofort ins kalte Wasser gesprungen? Woher kommt dein Wissen?

Vor der Gründung habe ich mich entschlossen den zweiten Bildungsweg einzuschlagen und begann bei der SMA „Hohen Warte Wien“ mein Studium zum MBA.

Und danach kam die Firma?

Nein, noch während der MBA-Ausbildung gründete ich mein Einzelunternehmen. Nach 5 Monaten hatte ich meinen ersten Mitarbeiter eingestellt. Zwei Jahre später hatte ich meine erste Euro-Million Umsatz, 10 Mitarbeiter und die GMBH gegründet. Mit dem Fokus und der Spezialisierung auf Konzeption, Planung, Ausführung, die Inbetriebnahme, Programmierung und Wartung von so genannten Smart Home’s. Eines möchte ich auch noch erwähnen: eine Firma ist nur so gut wie ihr Team. Keine super Idee oder ein Patent wird dir zum Erfolg helfen, es sind die eigenen Kollegen mit denen du weiter kommst, mit denen du durch dick und dünn gehst. Darum ist die wichtigste Aufgabe des Chefs das Team zu formen. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit gleich bei meinen Jungs und Mädels bedanken.

Entweder gscheit oder nix.

Erstens, was darf ich mir als Laie unter Smart Home vorstellen und zweitens, wie viel Technik braucht ein Haus überhaupt?

Eigentlich spreche ich von Smart Hometec Lösungen. “TEC” für Elektrotechnik bzw. Technik. “SMART” für Smarte Produkte, die das Leben vereinfachen, Technik erlebbar machen und Energie sparen. Produkte, die miteinander arbeiten und keine Insellösungen, wie bereits angesprochen. Mir sind die Produktnamen die zum Einsatz kommen egal, wichtig ist, dass das Gesamtkonzept für den Kunden problemlos funktioniert. Unter dem Begriff Smart Home verstehe ich nicht nur das Einsetzen von moderner Elektrotechnik, sondern den ganzen Hausbau-Prozess.  Das hat was mit Architektur, mit Lebensqualität, mit Raum und Funktion zu tun. Ein Haus braucht so viel Technik, wie der Kunde braucht bzw. haben will. Die Architektur, der Raum, die Funktion, Ausstattung und Komfort geben vor, wie viel Technik notwendig ist. Und es hängt auch davon ab, was der Kunde sich wünscht. Da sind wir wieder beim Lesen zwischen den Zeilen. Was es bei uns nicht gibt, das sind halbe Sachen. Entweder gscheit oder nix. Ein Auto mit Zentralverriegelung, bei dem die Beifahrertür aus Spargründen nicht mitgesperrt werden kann, das geht nicht.

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Wie viel Technik steckt in deinem eigenen Haus?

Alarm, Zutritt, Video- Tor und Türkommunikation, Videoüberwachung, Jalousiensteuerung, innen und außen LED Beleuchtung mit Lichtsteuerung, Heizungs und Lüftungsregelung. Video- und Audio- Multiroom, Hifi Anlage mit Beamer im Wohnzimmer. Gesteuert mit wenigen Tasten, Bewegungsmeldern und Touch Devices wie Ipads und Iphones. Geplant ist noch eine PV-Anlage mit Kreisel Electrics Lithium Stromspeicher. Also das volle Paket. Wir haben auch viel Spaß damit und ich würde es wieder machen (lacht).

Was sind deine aktuellen Projekte und Ideen?

Um dem Kunden ein echtes ein “Real Smart Home” mit unseren Produkten anbieten zu können, muss man den ganzen Bauprozess neu definieren. Wir denken an ein Standard-Haus. Damit meinen wir keinen Container, kein Kartonhaus oder eine Mobile Box, auch kein Wohnheim oder was auch immer. Wir denken an ein komplett ökologisches Haus, rückbaubar und energieautark. Es muss einer Familie Platz geben, Sicherheit und Geborgenheit. Es soll eine massiv verkürzte Bauzeit haben und punkto Technik und Design alles inklusivebieten. Sozusagen der Tesla unter den Häusern. Wir werden Wohnqualität neu definieren. Wir werden modernen Menschen die Entscheidungen vereinfachen, Stil und Design neu interpretieren aber auch viele Individualisierungen ermöglichen. Mit einem Team von Architekten entwickeln wir unser neues Produkte den „Kjuu.be“ wo wir bereits 2016 unsere ersten Prototypen bauen werden.

Du willst also ein Haus schaffen, das sich jeder leisten kann: doch hat das Häuslbauen überhaupt Zukunft, wie siehst du das?

Die Zukunft braucht zumindest eine Gegenwart, in welcher wir hier und jetzt leben, und das reicht mir um „ja“ zu sagen. Jedoch muss Hausbauen neu definiert werden. Es kann nicht sein, dass wir so bauen wie vor 1000 Jahren. Speziell im Speckgürtel von Wien, Linz, Salzburg usw. werden neue Räume geschaffen, da in den Städten kein Platz mehr ist. Neue Verkehrskonzepte und die elektrische Mobilität werden viel verändern. Wir werden nach dem vom Kjuu.be Einzelhaus, mit oder ohne Pool, dann auch Reihenhäuser wie bis zu 8fach Wohnhäuser anbieten, jedoch immer mit der gleichen Vision vor Augen.

Fotos: Martin Pröll Photography
Fotos: Martin Pröll Photography
Prinzipiell sind aber Häuser dann doch etwas fürs Land, wo die Grundstückpreise günstig sind, oder nicht?

Eigentlich nicht, jeder träumt von seinen eigenen 4 Wänden, nur müssen diese vorstellbar, leistbar und umsetzbar sein. Die Grundstückspreise sind nicht zu stoppen, um sich dann noch das Haus leisten zu können muss eben genau dieser Prozess so gut wie neu erfunden werden.

Was ist eigentlich deine Motivation?

Ich glaube, in jedem Menschen steckt der Urwunsch mit seiner Familie eine sichere und überlebensmögliche Höhle zu schaffen. Wir möchten Menschen bei der Umsetzung dieses Wunsches  helfen.

Wenn du einen Wunsch frei hättest – egal was – was wäre es?

Wunsch-frei zu sein

Nicht ich, sondern meine Kunden zahlen die ganze Bürokratie und die Steuerbelastung, nur denkt keiner darüber nach, der Österreicher jammert nur.

Zu einem anderen Thema: Wie siehst du als Unternehmer den Wirtschaftsstandort Österreich?

Ich liebe Österreich weil ich hier aufgewachsen bin, und nicht wegen den Rahmenbedingungen oder  den Sozialleistungen. Eigentlich haben ja meine Eltern das für mich entschieden. Darum sehe ich dies als Rahmenbedingung, die ich nicht großartig ändern kann oder will. Ich bin normalerweise einer, der gegen den Strom schwimmt, aber hier schwimme ich mit dem Strom, da mir das sonst zu viel Kraft und Energie kosten würde. Nicht ich, sondern meine Kunden zahlen die ganze Bürokratie und die Steuerbelastung, nur denkt keiner darüber nach, der Österreicher jammert nur. Nebenbei möchte ich Geld verdienen, um meinen eigenen einfachen Wohlstand, mein Firmenwachstum aber auch die Arbeitsplätze sichern zu können.

Vor drei Jahren dachte ich Start-up ist ein Energy Drink.

Wie stehst du zu Start-ups?

Wie ich vor drei Jahren alleine gegründet habe, dachte ich Start-up ist ein Energy Drink, das war bei uns eher ein „probieren wir’s“ oder „packen wir’s an“  (lacht). Spaß bei Seite, ich sehe die Situation eigentlich sehr positiv. Unternehmertum braucht mehr Unternehmergeist. Die Jungen brauchen mehr Mut. Wir brauchen keine Durchschnittsbürger, die wie ein Uhrwerk ticken.

Es kann nicht sein, dass junge Menschen als Ziel haben, irgendwann mal Beamter zu werden.

Was würdest du verbessern, was könnte man als einzelne Person beitragen? Besseres Vernetzen?

Es gibt viele viele tolle ältere Unternehmer, die eigentlich super im Job sind, perfekt vernetzt sind und viel Erfahrungen im Leben gemacht haben. Es sollte in Österreich, bevor du in den Ruhestand gehst, das oberste Gebot für Manager und Unternehmer sein, ein paar Jahre bei einem jungen Unternehmen mitarbeiten zu dürfen/müssen/können. Wenn ich denke wie viele ältere Top-Manager irgendwie in die Pension getrieben werden, um für junge Platz zu machen, um die gleichen Fehler wieder zu machen. Ich glaube, dass hier viele profitieren können. Erfahrungen und offene Meinungen sind sehr sehr wichtig für Start-ups. Man könnte das Business Angels Prinzip als Business Uncles-Prinzip großflächiger ausrollen! Man sollte als Unternehmer am Ende was geschafft haben und auch stolz auf sich sein, auch ich werde mal älter und könnte mir das gut vorstellen, muss ja meine Zukunft sowie mein Älterwerden planen.

Käme es für dich in Frage ins Ausland auszuwandern, wenn sich die Situation nicht bessert?

Ja klar, warum nicht, aber meine Kinder müssen hier mit beiden beiden im Leben stehen, ich will ihnen in dem Land, wo ich groß geworden bin auch die gleiche Chance geben. Darum hat die Politik noch etwas Zeit mich nicht zu verlieren.

Fotos: Martin Pröll Photography
Fotos: Martin Pröll Photography
Zu guter letzt: Wer ist für dich ein Held?

Harald Goller, einer meiner ersten Meinungsbildner, der mir nicht nur viel über das Problemlösen gelehrt hat, sondern immer mit gutem Rat als Freund und Geschäftspartner  zur Seite steht. Herbert Haas, er war mein Coach für den “AERA” Austrian Retailer Award den wir 2011/12 gewinnen konnten. Meine Cousins Hansi, Markus und Philipp von Kreisel Electrics, die der Welt einen Stempel aufdrücken. Meine Frau Melitta, die mich immer unterstützt, und neben ihrer eigenen Selbstständigkeit als Steuerberaterin unsere 2 wundervollen Kinder unglaublich toll auf das Leben vorbereitet. Mein Vater und meine Mutter, da sie nach wie vor für mich da sind wenn ich sie brauche.

Würdest du dich selbst als Held bezeichnen?

Gute Frage, eher schon. Helden sind selbstlose mutige Menschen. Sie bezwingen ihr natürliches Verlangen oder ihre Angst um anderen Menschen oder Dingen, die sie für sinnvoll halten, zu helfen. Menschen welche in schwierigen Situationen gut und überlegt handeln oder die großen Herausforderungen bewältigen sind Helden, darum ist heldenhaftes Handeln etwas menschliches. Darum kann jeder Mensch entscheiden ein Held zu sein oder nicht.

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