„Ein Start-up zu gründen ist Lebenserfahrung“


Thomas Kremmel und Luis Nell haben es sich zum Ziel gesetzt anderen das Leben zu erleichtern. Der Vorarlberger und der Burgendländer sind zwei von drei Gründern der Softwarefirma Simpleloop IT. Sie haben es sich vorgenommen, persönlich und unternehmerisch einen Mehrwert zu stiften, in dem sie Unternehmen dabei helfen Innovationen umzusetzen.

Luis, Thomas, danke für eure Zeit. Schade, dass wir nur zu dritt sein können, einer fehlt ja noch im Bunde, nämlich Bernhard. Dafür müsst ihr halt mehr erzählen, also bitte, the stage is yours: Wie seid ihr zu dem gekommen, was ihr heute macht?

Luis Nell: Meine Oma würde da jetzt wohl eine ihrer Lieblingsgeschichten erzählen.

Die da wäre?

Luis Nell: Es war beim Schifahren in Bad Hofgastein, ich war damals 5 Jahre alt und ziemlich neugierig. Es war einer der Wintertage, an denen man den Mond auch bei Tageslicht sehen kann. Bei der Gondelfahrt an die Spitze habe ich dann durchgehend den Mond betrachtet und irgendwann kam die Frage auf, was ich denn einmal werden möchte, wenn ich groß bin. Die meisten der Anwesenden dachten, nachdem ich den Mond so fixierte, ich würde Astronaut sagen, oder einen anderen typischen Kinderwunsch. Ich hingegen – so sagt es meine Oma – meinte, wie aus der Pistole geschossen: Computergenie.

Das bist du ja auch geworden.

Luis Nell: Wenn man es so sehen will (lacht). Ehrlich gesagt habe ich aber erst mit 15 Jahren begonnen, mich im Detail mit Programmierung zu beschäftigen. In der Schule war ich eigentlich eher grafisch orientiert. Ich hatte mit Kunst mehr am Hut, als mit Programmierung.

Das heißt, du bist von euch auch derjenige, der das App-Design macht?

Luis Nell: Nein, das würde ich mir nicht groß an den Hut stecken, aber ich bin von uns derjenige, der noch am ehesten ein Auge fürs Design hat.

Thomas, wie hast du den Weg in die IT Welt gefunden?

Thomas Kremmel: Schon zu Hause standen Amiga und Co. herum, an denen ich in jungen Jahren herumprobierte. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik war ich dann 6 Jahre im Projektmanagement tätig. Ich war 6 Jahre lang IT-Consultant, ehe ich selbständig wurde. Ich hatte schon immer im Hinterkopf, dass ich etwas anderes machen möchte, eher etwas Unternehmerisches. Durch einen Zufall habe ich Luis und Bernhard, unseren Dritten im Bunde, kennen gelernt.

Luis Nell
Luis Nell
Anderes Detail: Ich höre an deinem Dialekt, dass du aus Vorarlberg stammst. Wie kommt es, dass du heute in Wien arbeitest und lebst?

Thomas Kremmel: Nach Wien bin ich gekommen, weil ich studieren wollte und das in einer größeren Stadt. Als solche hat mir Wien schon immer gefallen. Nachdem ich in Wien gelandet bin, ist es relativ flott gegangen: Job, Freundin, Firma (lacht)

Du hast es schon anklingen lassen, die Firma hast du gemeinsam mit Luis und Bernhard gegründet. Wie haben sich eure Wege gekreuzt?

Weil ich ursprünglich eine Idee für ein Produkt hatte und Entwickler dafür suchte. Bernhard und Luis habe ich über eine Ausschreibung zufällig kennen gelernt und angeschrieben. Dabei war der Tenor: Super Idee, aber ohne Geld machen wir nix (blickt zu Luis und schmunzelt) Wir sind aber in Kontakt geblieben und haben uns von Beginn an gut verstanden. Irgendwann kam dann die Idee, gemeinsam eine IT-Firma zu gründen. Das war’s auch schon. Heute arbeiten wir an einer gemeinsam Zukunft mit unserer Firma Simpleloop IT

[infobox maintitle=“Simpleloop“ subtitle=“Zur Unternehmenswebsite“ bg=“yellow“ color=“black“ opacity=“off“ space=“30″ link=“http://www.simpleloop.com“]

Das heißt, der Schritt in die Selbständigkeit war für keinen von euch schwierig?

Luis Nell: Nein. Bernhard und ich waren ja bereits selbständig. Ich bin da reingewachsen, weil ich es von meinen Eltern kenne. Ich war noch nie angestellt.

Thomas Kremmel: Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gezögert habe. Ein bisschen Überwindung war für mich schon notwendig. Ich habe als Angestellter zwar immer schon eigenverantwortlich gearbeitet, doch richtig selbstständig war ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich bin also von einem relativ geschützten Bereich direkt ins Unternehmertum eingestiegen – da ist viel Emotion damit verbunden.

Was bietet eure Firma eigentlich für Dienstleistungen?

Thomas Kremmel: Unsere Dienstleistungen können derzeit grob in zwei Kategorien eingeteilt werden. Einerseits bieten wir IT Projekt Support an und andererseits machen wir klassische Auftragsarbeiten. Beim IT Projekt Support sitzen wir bei unseren Kunden vor Ort und entwickeln Software gemeinsam mit dem Kunden bzw. führen ein Projekt gemeinsam mit dem Kunden aus und versuchen gemeinsam das Projekt zum Erfolg zu führen. Da werden wir Teil des Teams beim Kunden und bleiben so lange wir gebraucht werden. Wir beschränken uns dort aber nicht nur auf die Entwicklung, sondern machen auch Projektmanagement und unterstützen auch beim Aufsetzen der Server-Landschaften.

Weiters entwickeln wir für unsere Kunden, von unserem Büro aus, Software – hier besonders Webseiten, Web-Applikationen und mobile Apps. Die Applikationen für das Web entwickeln wir meist mit dem Django Framework (https://www.djangoproject.com/ – The web framework for perfectionists with deadlines), Python und ReactJS. Wir haben uns entschieden uns über die Wahl der Technologie von der Konkurrenz ab zu grenzen. Weiters sind wir auch noch auf der Suche nach einem Industrie-Fokus, da wir uns gerne spezialisieren würden.

Luis Nell: Unser Fokus liegt auch darauf, Lösungen zu entwickeln die unser aller Leben vereinfachen. Daher auch das “Simple” in “Simpleloop”. Unser Leitsatz lautet: “Simple is better than complex”.

Es machen sich heutzutage ja immer mehr Menschen in Österreich selbständig, das Unternehmerdasein wird populärer. Doch wie seht ihr die Situation in Österreich, wie beurteilt ihr den Standort für Unternehmer?

Luis Nell: Da sind wir in einer ungünstigen Situation eine Aussage treffen zu können, weil der IT-Sektor boomt.

Thomas Kremmel: Da gibt es viel Für und Wider. Man darf jetzt nicht alles schlecht reden. Vieles ist Gut in Österreich. Aber es gibt schon Dinge, die stark verbesserungswürdig sind. Zum Beispiel haben die Regelungen bezüglich der Sozialversicherung sicher Potential vereinfacht zu werden. Es gibt immer wieder das Thema zu welcher Sozialversicherung man gehört. Hier würde man sich vom Staat oft mehr Klarheit und Planungssicherheit wünschen. Im Detail würde das Thema aber das Interview sprengen. Ganz ehrlich gesagt: Eine Firmengründung ist in Österreich nicht allzu schwierig. Eine GmbH ist gleich einmal auf die Welt gebracht. Die wirklich komplexen Dinge kommen erst danach, wenn man sich um die Steuerberatung und die Steuern kümmern muss, die Buchhaltung, die AGBs, Marketing, Verkauf und die Geschäftsführerentlohnung. Da muss man sich plötzlich 10 Hüte aufsetzen, in die man erst mal reinwachsen muss. Weiters kommt eine ganze Welle von Gesetzen und Regelungen auf einen zu, die man erst mal verstehen muss. Da kommt man ohne Steuerberater und Rechtsanwalt oft nicht sehr weit.

Große Verbesserungsvorschläge hast du nicht?

Thomas Kremmel: Ja klar doch. Wir stolpern immer wieder über Probleme in unserer unternehmerischen Tätigkeit, bei denen uns unser Steuerberater keine eindeutige Aussage geben kann. Weil die Gesetzgebung nicht ganz klar ist, weil Höchstgerichte Gesetze unterschiedlich auslegen, weil es einfach viele Gesetze gibt, weil manches einfach auch Auslegungssache von prüfenden Beamten ist .. Hier hätte ich den wahrscheinlich utopischen Wunsch, dass der Gesetzgeber klare und vereinfachte Rahmenbedingungen für Unternehmen und Selbständige schafft, die einfach zu verstehen sind und die sich nicht alle paar Jahre ändern. Ich bin mir sicher, dass klare und einfache Rahmenbedingungen dem Wirtschaftsstandort Österreich sehr gut tun würden.

Apropos: Wie geht ihr mit der Herausforderung um, ständig neue Kunden zu gewinnen – oder habt ihr da als IT-Unternehmen kein Problem damit?

Thomas Kremmel: Die Situation ist zwar gut, aber natürlich laufen auch uns die Kunden nicht einfach so zu. Aber unsere Strategie ist die, dass wir langfristige Partnerschaften auf- und ausbauen. Das heißt, wir gehen nicht auf die Masse, sondern suchen uns unsere Projekte und Kunden genau aus.

Luis Nell: Unsere größte Herausforderung ist es wohl potentiellen Kunden zu erklären was wir alles können. Oft klingt es für Nicht-Techniker so als hätten wir keinen Fokus. Da müssen wir wohl noch was in der Kommunikation lernen (lacht).

Kommen wir mal weg von der Firma und vom Technischen. Was mich interessiert: Was bringt ihr persönlich an Erfahrung mit?

Luis Nell: Ich bin stark im Start-up Bereich verwurzelt. Ich liebe es an alles denken zu müssen und gleichzeitig knappe Ressourcen zu haben. Beispielsweise, wenn gerade kein Designer zu greifen ist und die App fertig werden soll. Dann muss man selbst ran. Das können viele Programmierer aus großen Firmen vielleicht nicht verstehen, weil da jeder seinen Bereich hat. Das ist aber genau mein Ding.

Ein Start-up zu gründen ist Lebenserfahrung.

Um beim Thema Start-up zu bleiben: wie steht ihr persönlich zum aktuellen Boom?

Luis Nell: Ich finde es cool. Ein Start-up zu gründen ist Lebenserfahrung. Es ist so wie das Jobhopping, bis man die richtige Arbeit für sich gefunden hat. Man kann viel ausprobieren und über sich selbst erfahren. Zieht man ein Start-up hoch, lernt man enorm viel – auf allen Ebenen. Auch wenn man später Angestellter sein sollte, kann einem die Erfahrung aus der Unternehmerzeit viele Vorteile bescheren.

Thomas Kremmel: Die Erfahrung, sich etwas selbst aufgebaut zu haben ist etwas Besonderes. Es kommen so viele Dinge auf einen zu. Man lernt viel und schnell.

[infobox maintitle=“Gratis-App “ subtitle=“Zur Einnahmen/Ausgaben Erfassung“ bg=“yellow“ color=“black“ opacity=“off“ space=“30″ link=“http://www.simpleloop.com/en/our-work/quibu-expense-manager/“]

Was sind eigentlich eure bisherigen Lieblings-Referenzen?

Luis Nell: Hm, eigentlich mögen wir alle (lacht). Am bekanntesten ist wohl Grape (https://www.chatgrape.com/ – Anmerkung: Team Chat). Dort haben wir anfänglich das Backend implementiert, die Serverinfrastruktur aufgebaut und später dann auch den Launch der ersten iOS-App begleitet.

Ein anderes Projekt ist Pagestrip (Anmerkung: Digital Publishing), da programmieren wir die Webplattform und Bernhard agiert dort als der CTO Platform. Dann gibt es wohl noch unser bis dato technisch herausfordernstes Projekt: Lineapp (Anmerkung: WLAN Walkie Talkie). Da sind wir besonders stolz, dass wir als Entwickler im Patent mit drinnen sind. Das war mit unglaublich viel Schweiß und Herzblut verbunden. Dafür ist die Technik wirklich einzigartig. Weiters haben wir noch eine gratis App für iOS und Android zur Einnahmen und Ausgaben Erfassung.

Achja.. und derzeit arbeiten wir für http://indoo.rs/ . Das ist auch sehr spannend. Die sind super aufgestellt bei den Themen Indoor Navigation und Internet of Things.

Thomas Kremmel
Thomas Kremmel
Was ist eure persönliche und tägliche Motivation wenn ihr aufsteht und euren Tag startet?

Thomas Kremmel: Es gibt schon sehr viele Hochs und Tiefs in diesem Geschäft. Wenn man eine Firma aufbauen möchte, läuft das nie geradlinig. Zumindest bei uns nicht *Lacht* In der einen Phase kommen mehrere Aufträge parallel, dann fühlt man sich super. Und dann geht plötzlich bei einem Projekt wieder was nicht und man fühlt sich wie der größte Idiot. Da muss man eine gewisse Distanz zu seiner Tätigkeit und zu diesen Hoch und Tiefs schaffen. Damit muss man umgehen lernen. Meine eigene Motivation ist es, neue Sachen – Teams, Produkte, Apps, Software – aufzubauen. Das macht mir am meisten Spaß. Ich habe ständig neue Ideen. Wenn ich diese umsetzen kann, ist das ein schönes Gefühl.

Luis, du weißt genau, was deine Motivation ist?

Luis Nell: Ich bin sehr gerne bei neuen Ideen und Projekten von Anfang an mit dabei. In diesen Phasen lernt man am meisten, auch in der Technik. Dementsprechend probiere ich gerne neue Dinge aus, vor allem damit ich am Ball bleibe. Ich glaube die Angst irgendwann mal den Anschluss zu verlieren motiviert mich wohl am meisten. Da ist es gut wenn man immer wieder verschiedenste Projekte angeht.

Viele sehen nur den Button, der ein Fenster öffnet oder eine Aktion auslöst. Was es alleine dazu braucht, damit dieser Button etwas auslöst, das ist sehr, sehr kompliziert.

Ich möchte mit euch jetzt versuchen, ein anderes Problem zu lösen: die Kommunikation zwischen Auftraggebern und Entwicklern. Meist ist es so, dass jene, die die Idee haben, von IT nicht viel verstehen. Habt ihr Tipps, was man beachten sollte, wenn man mit seines IT-Spezialisten und Developer spricht?

Luis Nell: Das Wichtigste ist Kommunikation – ganz viel reden, reden, reden. Ohne den Kunden auf den Schlips zu treten. Hier haben wir Glück, weil wir alle doch sehr gute Kommunikatoren sind. Ein Tipp? Womit man ITler gewinnen kann, ist ihnen genau zu erklären, worum es dir persönlich bei dem Projekt geht. Nicht nur, wie die App oder die Software funktionieren soll, sondern was der Zweck und das Ziel dahinter ist.

Thomas Kremmel: Dazu braucht es Schnittstellen, die zwischen den Welten kommunizieren können. Die Technik ist wirklich kompliziert geworden und jemand, der kein Experte ist, versteht die Zusammenhänge oft nicht. Ich habe mich in dieser Schnittstellen-Funktion immer schon wohl gefühlt.

Luis Nell: Viele sehen nur den Button, der ein Fenster öffnet oder eine Aktion auslöst. Was es alleine dazu braucht, damit dieser Button etwas auslöst, das ist sehr, sehr kompliziert. Das muss man den Kunden erst beibringen.

Seid ihr mit eurer Berufswahl zufrieden? Wenn ihr die freie Wahl hättet, würdet ihr das Gleiche machen?

Thomas Kremmel: Da kommen wir wieder zu den Hochs und Tiefs, die ich erwähnt habe (lacht). Jede Berufswahl hat ihre schlechten und guten Seiten. Die IT hat tolle Seiten, wie Flexibilität und Unabhängigkeit. Aber natürlich gibt es auch andere Jobs, die weniger Kopfschmerzen bereiten. Man sitzt oft lange an Problemen und grübelt mehrere Stunden über Kleinigkeiten.

Wenn wir uns in 40 Jahren wieder zusammensetzen wirst du sehen, dass sich relativ viele von den Ängsten relativiert haben werden.

Wie seht ihr den Stellenwert der IT generell: Wird die digitale Revolution nicht irgendwann zu viel?

Luis Nell: Man muss schon die Grenzen kennen. Ich würde beispielsweise nie den Kellner oder einen Buchladen abschaffen wollen. Aber jeder Job hat Aspekte die niemand gerne macht. Diese zu automatisieren, dafür sind wir und die Technik da. Leute sollten sich um die wirklich kniffligen Aspekte ihrer Arbeit kümmern können, ohne zum Beispiel Dokumente abtippen zu müssen. Ich halte auch nicht viel von der Angst um die Jobs. Natürlich sieht die aktuelle Situation nicht rosig aus, aber aus diesem Grund braucht es von vornherein eine andere Lösung, was die Geldwirtschaft betrifft. Deswegen bin ich auch für das bedingungslose Grundeinkommen. Man wird einfach nicht weiterkommen, wenn diese Grundangst weiterhin bestehen bleibt.

Thomas Kremmel: Da muss ich als über 30 Jähriger ein bisschen relativieren. Das Thema, das Luis gerade angesprochen hat, betrifft ja mehrere Ebenen und ist sicher nicht in einem kurzen Interview zu beantworten.Was den Jobverlust durch Digitalisierung betrifft, glaube ich schon, dass man hier gerade eine Revolution miterleben kann, die ganz viele Bereiche unseres Lebens beeinflusst. Es hilft hier nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Denn es gibt Länder, wie die USA, die hier schon Jahrzehnte voraus sind. Da muss man sich dagegenstellen und etwas entwickeln. Natürlich ist es für den Einzelhandel schlimm, wenn Amazon mächtig wird. Aber dann muss man sich neu erfinden und einen neuen Service anbieten. Amazon hat ja auch viele Nachteile, bei denen man einhaken könnte. Beispielsweise die Lieferzeiten und fehlende Regionalität. Da gibt es übrigens ein tolles Start-up. Du kannst die Produkte via App durchsuchen und dann lokal, bei deinem Geschäft in der Nähe abholen. So schnell kann Amazon momentan nicht liefern, wie du eben mal um die Ecke bei deinem Geschäft bist. Aber diese Vorteile muss man eben nutzen und kann sich nicht ausruhen. Ich glaube nämlich nicht, dass die Digitalisierung aufzuhalten ist, dafür hat sie zu viele Vorteile. Aber natürlich kann nicht alles digitalisiert werden. Muss auch nicht. Ich glaube nicht, dass in 20 Jahren ein Roboter den Installateur ersetzt.

Luis Nell: Wenn wir uns in 40 Jahren wieder zusammensetzen wirst du sehen, dass sich relativ viele von den Ängsten relativiert haben werden. Für manche Fachgeschäfte gibt es einfach keinen Ersatz. Aber: die Menschheit zeichnet sich natürlich schon durch das Motto “survival of the fittest” aus. Warum sollte sich das gerade jetzt wieder ändern?

Thomas Kremmel: Es weiß natürlich auch niemand, was diese Machtverschiebungen mit der Gesellschaft machen. Ich kann jeden verstehen, dem das unangenehm ist. Auch mir ist es manchmal nicht ganz geheuer. Ich verstehe beispielsweise auch, wenn die Taxiunternehmen gegen Uber rebellieren.

Um zum Abschluss zu kommen, meine Lieblingsfragen: Wie definiert ihr den Begriff Helden?

Luis Nell: Es gibt so viele tolle Leute. Die größten Helden sind für mich aber unserer Lehrer und Kinder-Pädagogen. Die können oft das Leben unglaublich positiv beeinflussen, da spreche ich aus Erfahrung. Leider merkt man das immer erst im Nachhinein (lacht).

Würdet ihr euch selbst als Helden bezeichnen?

Thomas Kremmel: Mit der Frage kannst du wieder kommen, wenn wir 10 Angestellte haben. Das fände ich cool. Jobs zu schaffen ist heldenhaft.

Aber es ist doch auch schon toll, sich selbst einen Job zu schaffen.

Thomas Kremmel: (Lacht) Das ist richtig, aber es ist schon auch beeindruckend zu sehen, wie manche aus den Nichts eine Firma stampfen und Jobs für 20, 30 Leute schaffen. Das sind Helden für mich. Da gehören wir vielleicht bald dazu.

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