“Nachhaltigkeit ist oft furchtbar unsexy”

Johanna Schober ist Gamerin, Informationsmanagerin, Mutter zweier Kinder und Geschäftsführerin (COO) der Wiener Softwareschmiede Sproing. Die gebürtige Kärntnerin hat vor 12 Jahren als Praktikantin bei dem damals 5-köpfigen Unternehmen begonnen. Heute sitzt sie gemeinsam mit Gründer Harald Riegler an der Spitze der Firma und beschäftigt fast 100 Angestellte. Ihr Schlüssel zum Erfolg: Nachhaltigkeit und überlegtes Handeln.

Johanna, spielst du gerne?

Ja, allerdings haben sich meine Präferenzen mit der Zeit verändert. Jede meiner Lebensphasen hat eigene Spiele gehabt. Vor ein paar Jahren habe ich noch Rollenspielegespielt. Mittlerweile ist mein Haupt-Gaming-Device das Tablet. Und natürlich spiele ich mehr unter dem beruflichen Aspekt.

Was war dein erstes Spiel?

Ein rundenbasiertes Strategiespiel auf dem C64. Damals war ich noch in der Volksschule, daran kann ich mich gut erinnern. Natürlich habe ich auch die klassischen Summer Gamesoder Captain Comic gespielt. Was damals natürlich auch ganz im Trend war, waren Tric und Tronics. In meinen frühen Teenagerjahren habe ich dann nicht so viel gespielt. Wenn, dann Doom 2. Später kamen die Ultima-Rollenspiele und eine komische Hass-Liebe zu Rennspielen dazu. Zum Beispiel zu Wipeout oder Colin McRae Ralley. Das war dann die Zeit, in der ich  bald einmal in der Branche zu arbeiten begonnen habe.

War dir schon früh klar, dass du in die Games-Branche willst?

Nein gar nicht. Zu Teenager-Zeiten habe ich gar nicht gewusst, dass man in der Branche auch Geld verdienen kann. Damals war ich noch eher davon beseelt Hollywood-Schauspielerin zu werden (lacht). Ich habe mir nie gewünscht Spieleentwicklerin zu werden. Gegen Ende meines FH-Studiums war die Notwendigkeit eine Praktikums gegeben und damals habe ich mir überlegt was ich machen könnte. Die meisten sind natürlich ins Marketing und ins Controlling, ganz klassisch. Ich habe keinen Bereich gehabt, der mich so gefesselt hätte. Bis ich dann auf die Idee gekommen bin, in die Spieleentwicklung zu gehen.

Also hast du Informatik studiert?

Ich bin keine Programmiererin, wenn du das meinst. Ich habeInformationswirtschaft studiert und Management an der FH Salzburg. Das fiel damals in die Dotcom-Zeit und wir hatten viele sehr coole Unterrichtende, die uns ihre Leidenschaft aus der Praxis mitgeben konnten. Es war irgendwie eine Pionierphase. Die FH war sehr jung, die organisatorischen Abläufe waren sehr frisch. Der Spirit war vergleichbar mit dem, der jetzt in der Branche vorherrscht.

Bevor ich zu den Spielen komme: An deinem Dialekt höre ich, du bist eigentlich aus Kärnten. Wie hat es dich nach Salzburg, bzw. Wien verschlagen?

Ich habe mich nach dem Studium gerichtet und in Salzburg hat es mir am besten gefallen. Zudem sagte mir die Struktur einer FH mehr zu.

Wie bist du zu deinem jetzigen Job gekommen?

In kleinen Schritten. Natürlich hätte ich mich in den USA oder in England bewerben können, aber das habe ich mir im ersten Schritt nicht zugetraut. Also habe ich es über ein Praktikum bei einer deutschen Spielefirma in Stuttgart probiert. Ich musste ziemlich lange nerven, bis mir der Chef ein Praktikum gegeben hat (lacht). Dafür wurde ich schnell ins kalte Wasser geworfen und bekam recht viel Verantwortung. Das waren so ziemlich die anstrengensten 5 Monate, und ich war danach völlig kaputt. Aber es war genau meins – und es hat sich ausgezahlt. Das war die totale Drönung Computerspiele, Computerspielbranche (lacht).

Johanna Schober / Foto: Elena Rachor
Johanna Schober / Foto: Elena Rachor
Und dann bist zu zu Sproing?

Ja, 2003. Die Firma war damals noch klein. Es gab zwei Gründer und noch drei weitere Mitarbeiter. Das hat sich in den vergangenen Jahren massiv geändert. Generell hat sich in den vergangenen 12 Jahren in unserer Branche enorm viel getan.

Wie viel Überzeugungsarbeit war in Österreich zu leisten, um die Software- bzw. Spieleentwicklung salonfähig zu machen?

Als Industrie und Arbeitgeber sind wir noch immer nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Leider. Noch immer richten sich politische Diskussionen an traditionellen Zweigen, wie Handel und Co. Obwohl wir, also die Game- und die IT-Industrie, mittlerweile einen signifikanten Anteil an der Wirtschaftsleistung ausmachen, sind wir noch nicht als Mainstream anerkannt. Es ist noch immer nicht in den Köpfen verankert, dass das hier keine Modeerscheinung ist, sondern etwas Großes, das bleibt. Deshalb sind wir noch lange nicht dort, wo wir sein sollten und engagieren uns deshalb bei der Interessensgemeinschaft Computergrafik (IGCG, http://www.igcomputergrafik.at/), die hier seit Jahrenin Form von Meetings und Veranstaltungen mit der Wirtschaftskammer und anderen Institutionen in diesem BereichLobby-Arbeit betreibt. Aber zumindest in der gesellschaftlichen Akzeptanz hat sich viel geändert. Wenn ich an meine Anfangszeit denke, damals wurde ernshaft darüber diskutiert, ob Computerspiele der Grund sein können, warum Kinder zu Killern werden. Das war eine Zeit lang eine sehr akzeptierte Volksmeinung. Doch durch die Etablierung des Smartphones in der breiten Gesellschaft, hat sich die Meinung zu Spielen gedreht. Egal ob Solitair, Candy Crush oder andere Games, fast jeder hat irgendein Spiel auf seinem Gerät.

Du meinst, die Meinung hat sich geändert, weil sich die Menschen selbst ein Bild machen konnten und können?

Ja klar. Diese Veränderung ist dem Digitalitierungstrend zu verdanken. Alleine die Tatsache, dass ich nicht mehr ins Geschäft gehen muss, und ein Spiel auf einem Datenträger in einer Verpackung kaufen muss. Dass ich nicht erst damit nach Hause muss, um es zu installieren und draufzukommen, dass ich erst einen neuen Treiber benötige, damit es funktioniert. Dadurch hat sich die Zielgruppe von Spielen erweitert, hin zu einer breiten und indifferenten Zielgruppe. Wir sprechen mittlerweile viele Spieler an, die Gaming nicht als Lebensinhalt sehen und sich auch nicht als Gamer bezeichnen. Das sind Leute, die spielen wollen wenn sie auf den Zug warten, oder sich kurz die Zeit vertreiben wollen. Das bringt natürlich neue Herausforderungen, denn die haben eine andere Toleranzschwelle, aber auch eine höhere Drop out Quote. Das muss man berücksichtigen. Insgesamt ist der Markt enorm groß geworden.

Wie kann man sich als Laie die Entwicklung eines Spiels vorstellen?

Also wenn ich für unsere Firma spreche, dann gibt es zwei Zugänge: Erstens, wir bekommen eine Anfrage eines Publishers, der Budget, Timeline und Co vorgibt. Das ist alles eher technisch und ein klassischer Ausschreibungsprozess. Da kann man dann teilnehmen, Unterlagen schicken und sich für das Projekt bewerben.

Zweitens gibt es einen Zugang, der eher dem klassischen Volksbild einer Spielentwicklung entspricht. Also wenn sich ein paar Kreative in einem Raum zusammensetzen und überlegen, was man erfinden kann. Das machen wir schon auch. Dabei handelt es sich um Konzepte, die wir in der Gruppe erfinden und Vermarktungspartnern anbieten. In der Branche gibt es noch zig andere Zugänge. Das reicht vom großenUnternehmen und Mega-Business bis zum Ultra-Indie-Bereich, wo Spiele im Kinderzimmer entwickelt werden.

Wie hoch ist der Spiel-und-Spaß in der Arbeit eines Spieleentwicklers, wie hoch jener des knallharten Business?

Spieleentwicklung hat sich grundsätzlich nie auch nur ähnlich angefühlt, wir ein Spiel zu spielen. Das war früher sogar noch frustrierender als es jetzt ist. Damals war das ein Haufen von Programmcode, weit und breit kein Gaming-Feeling oder Grafiken. Durch neue Tools, ist man heutzutage viel näher an den Spielen.

Wenn es darum geht, mit welcher Einstellung die Menschen zum Spielemachen gehen: Bei uns steht das Produkt im Vordergrund, das funktionieren muss und gleichzeitig Spaß machen muss. Es muss ein vermarktbares Produkt sein. Es geht also weniger darum, was jeder einzelne lustig oder spaßig findet, sondern was gut ankommt. Aber für den individuellen Spaß sorgen unsere Entwickler selbst. Viele programmieren ja nicht nur unsere Games, sondern entwickeln auch privat eigene Projekte. Schon alleine, um sich Feedback zur Arbeitsweise zu holen – und eben den Spaß nicht zu verlieren.

Spannend. Das heißt, du ermunterst deine Mitarbeiter aktiv eigene Projekte zu machen, ist das nicht Konkurrenz?

Ich finde es super, wenn sich Leute auch außerhalb der Firma mit ihren Fähigkeiten beschäftigen. Nur wenn du auch privat Freude an deiner Tätigkeit hast, kannst du gut sein. Dann ist es eine Bereicherung für beide Seiten und es entstehen die besten Ideen.  Ich muss natürlich eines relativieren: es ist nicht gut, wenn man kein Privatleben hat. Darauf achte ich auch selbst.

Schnellschüsse sind unpassend. Man würde auch nicht sturzbetrunken Mails schreiben.

Das heißt, du bist keine 24/7-Managerin?

Nein, das ist nicht mein Stil. Das habe ich noch am Anfang meines Berufslebens gemacht und damals war es ok. Es war wichtig, um eine gute Selbsteinschätzung zu bekommen, wie man in welchen Situationen funktioniert. Mittlerweile bin ich Mama von 2 Kindern und versuche fixe Zeiten einzuhalten. Ich bin auch jemand, der gut abschalten kann. Generell beantworte ich wichtige Dinge nie sofort. Meistens sind diese Schnellschüsse unpassend. Man würde ja auch nicht sturzbetrunken E-Mails schreiben, zumindest sollte man das nicht tun. Antworte nie, wenn du nicht 100-prozentig konzentriert bist . Warte lieber ab.

Du bist also keine, die schnelle Entscheidungen trifft?

Natürlich braucht es manchmal schnelle Entscheidungen, aber unser Führungsstil ist ein anderer. Man soll nie aus der Hüfte schießen. Wir wägen im Vorfeld immer ganz genau ab, wie viel das Budget der Firma hergibt und auf was wir alles achten müssen. Gerade weil unsere Branche so volatil ist, sind wir als konservative Entscheider gut dran.

Was ist die Faszination an deinem Job, was motiviert dich täglich?

Spannende Frage. Das hat sich in den Jahren entwickelt. Ich habe ursprünglich als Projektleiterin angefangen und war Mädchen für alles. Ich habe den Zeitplankontrolliert, aber selbst auch Level-Designs gemacht, Texte geschrieben, nach Bugs gesucht, User Interfaces gebaut. Sogar die Software-Versionenhabe ich selbst gebaut, um sie direkt den Publishern zu schicken. Das war alles sehr hands-on. Mittlerweile bin ich zur echten Managerin mutiert. Ich kümmere mich nicht mehr um die Details, sondern sorge dafür, dass die Grundlagen stimmen. Mein Meta-Game ist es, die Firma auf- und auszubauen. Das ist, was mich antreibt. Ich will unsere Firma besser positionieren, die Spiele verbessern, die Mitarbeiter insoweit verbessern, dass sie uns noch besseren Input für unsere Games geben können.

[infobox maintitle=“Sproing Games“ subtitle=“Zur Website der Spieleentwickler“ bg=“yellow“ color=“black“ opacity=“off“ space=“30″ link=“https://www.sproing.com“]

Ich frage bewusst nicht, wie es dir als Frau in einer Führungsposition geht. Das Thema ist schon Steinzeit. Was mich eher interessiert ist, wie du zu dieser Diskussion generell stehst?

Ich war noch nie ein Mann und als solcher in einer Führungsposition – also kann ich keine Vergleiche ziehen. Ich bin jedenfalls nicht aus Trotz in eine Führungsposition in der Spieleindustrie gegangen. Mich nervt diese Diskussion, weil viel mit Klischees gearbeitet wird. Beispielsweise Aussagen wie ‚Frauen sind die besseren Chefs‘ etc. Das entspricht nicht meinem Bild. Für mich ist es irrelevant. Wenn man die Menschheit von vor 50.000 Jahren mit der heutigen Zivilisation vergleicht, dann merkt man, dass unser Gehirn sehr anpassungsfähig ist. Unser Gehirn wird sich soweit entwickeln, dass es früher oder später obsolet sein wird zu fragen, welche Geschlechtsmerkmale eine Führungskraft hat. Ich hoffe, dass dieses Schachteldenken gegen Ende meines Berufslebens vorbei sein wird.

Wie gehst du mit deiner Führungsaufgabe um, glaubst du, dass jeder Mensch führen kann?

Es gibt Menschen, die Generalisten sind und solche, die Spezialisten sind. In einer Führungsposition muss man vielen Menschen nahezu blind vertrauen und kann nur darauf hoffen, dass sie alles richtig machen. Man kann nicht jedes Detail kontrollieren. Es ist eine Typfrage, ob man lieber in Details zerlegt, oder ob man eher lieber mit dem breiten Pinsel drüber malt. Nach Managementliteratur würde ich nicht gehen, denn die Erfolgsfaktoren in der Theorie stimmen nicht immer mit der Praxis überein. Es gibt auch Nicht-Charismatiker und vermeintlich langweilige Menschen, die herausragende Leistungen erbracht haben und Führungsfiguren sind.

Wie siehst du die Zukunft der Spieleindustrie – vor allem in Österreich?

Das ist eine gute Frage. Global hatten wir sicher einen Push mit den attraktiveren Vertriebswegen durch App-Stores. Wenn so etwas passiert, dann ist gleich Goldgräberstimmung, wo viele Firmen aufspringen und ein Stück haben wollen. Doch die Stimmung ist vorbei. Es herrscht wieder das Prinzip: “The winner takes ist all”

Es tut sich viel hierzulande. Es gibt viele Initiativen, Ausbildungsstätten – es ist Kraft da, die es vor 10 Jahren nicht gegeben hat. Aber die große Frage ist: in welchen Markt wird dieses Potenzial reinströmen? Ich glaube nämlich nicht, dass in Kürze eine nächste große Innovation ansteht. Das wird sicher noch erheblich dauern.

Was ist mit Virtual Reality?

Naja, ich sehe das immer so: wie lange wird es dauern, bis meine Mama damit spielt? Es wird sicher noch Zeit vergehen, bis meine Mutter auf dem Smartphone spielt, geschweige denn eine VR-Brille aufsetzt.

Davon, Unternehmensgründungen nur durch öffentliche Förderungen zu finanzieren, halte ich wenig.

Wie stehst du zu Start-ups und der aktuellen Goldgräberstimmung, um bei dem Terminus zu bleiben? Gut, oder mit Vorsicht zu genießen?

Ich finde das gut. Keiner erwartet sich von Start-ups eine 100% Erfolgsquote zu haben. Was es aber braucht, ist ein Weg weg von der öffentlichen Förderungshand, hin zu privaten Investorengeldern. Davon, Unternehmensgründungen nur durch öffentliche Förderungen zu finanzieren, halte ich wenig. Dazu benötigst du immer erst ein Grundkapital und außerdem sollte sich die öffentliche Hand um andere Dinge kümmern. Zum Beispiel Lohnnebenkosten.

Was rätst du Firmengründern?

Wenn es darum geht, aus einer Idee eine Firma zu machen, wird es hierzulande besonders schwierig. Dann wirst du mit der vollen Wucht unseres Systems konfrontiert. Mit Arbeitszeitgesetzen, Kollektivverträgen, Arbeitsmedizin und so weiter. Daran denkt kein Mensch, wenn er sich mit seiner Idee selbständig macht, um den Markt zu verbessern. Das ist oft der Knackpunkt, wo die meisten erkennen, welche Verantwortung man tragen muss. Viele geben dann auf, denn das will auch nicht jeder. Sich für eine Marktlücke zu interessieren ist die eine Sache, aber sich dafür zu interessieren, dass der Mitarbeiter seine Zeitaufzeichnung richtig führt, deshalb gründet ja niemand ein Unternehmen (lacht).

Wie stehst du zum Wirtschaftsstandort Österreich?

Ich bin keine Volkswirtin und ich kann uns jetzt nur mit anderen Plätzen vergleichen, die ich persönlich kenne. Natürlich ist Österreich ein wenig kompliziert, aber es gibt nicht nur Nachteile, sondern auch viele Vorteile. Beispiel Lebensqualität. Wir haben in unserer Firma 14 verschiedene Nationalitäten, darunter Mitarbeiterinnen, die extra wegen der Lebensqualität hierher gezogen sind. Dass die Spieleentwicklung ein Wachstumsmarkt ist, das haben andere Länder schon früher begriffen. Die skandinavischen Länder ernten jetzt die Früchte davon. Auch Kanada ist ziemlich weit vorne, wenn es darum geht, attraktive Angebote an Spieleunternehmen zu machen. Was man ebenfalls merkt: es ist günstiger in Deutschland zu produzieren als hier. Aber wie gesagt, es ist nicht alles schlecht. Unser Sozialsystem ist Gold wert – sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber. Schön wären natürlich noch heimische Auftraggeber, aktuell haben wir eine 100%ige Exportquote

Johanna Schober / Foto: Elena Rachor
Johanna Schober / Foto: Elena Rachor
Wahrscheinlich braucht es die nächste oder übernächste Generation, damit sich etwas ändern kann.

Das ist natürlich ein Problem der Demokratie, dass die Amtszeiten kurz sind, aber die Perioden, in denen gedacht werden sollte, lang.

Theoretisch könntet ihr den Standort ja ganz leicht wechseln, oder?

Das könnte man natürlich machen und wir sind immer wieder angesprochen worden, ob wir nicht woanders hinziehen möchten. Dass wir hier sind, hat natürlich auch mit uns zu tun, denn ich selbst beziehe schon einen gewissen Stolz daraus, dass wir ein guter Arbeitgeber in Wien-Favoriten sind (schmunzelt). Mein Wunsch ist es, Sproing aus Wien heraus zu einer Weltfirma zu machen.

Wie sehen eure Ziele aus, wo positioniert ihr euch künftig?

Mobile-Games sind absolut wichtig für uns – und der Vertrieb unserer eigenen Games. Das ist von der Kosten-Nutzen-Rechnung her für uns interessanter, als nur die Entwicklung für externe Publisher. Das Ziel ist also, für unsere Produkte die volle Verantwortung zu übernehmen.

Welches Thema ist dir eine Herzensangelegenheit, das sonst kaum beachtet wird?

Unsere Branche ist zu oft aus diesen typischen Heldengeschichten gestrickt. Alles ist schnell und groß.

Das ist doch nicht schlecht, oder?

Ich meine damit, dass viel zuviel gehyped wird. Personen werden schnell groß gemacht und es wird auf einen schnellen Exit geachtet. Ich glaube, was aus dieser Stimmung resultiert ist eine hohe Volatilität, die gar nicht sein müsst. Da werden enorme Summen in Projekte gebuttert, nur damit man ein paar Monate später alles wieder zudreht, wenn es nicht den schnellen Erfolg bringt. Was unsere Branche braucht sind Firmen, die versuchen Substanz aufzubauen. Nachhaltigkeit ist oft furchtbar unsexy und anstrengend, aber auf lange Sicht die einzige Option. Denn unsere Branche basiert fast ausschließlich auf Brainpower. Es gibt daher nichts Wichtigeres, als dass Leute bei uns voll konzentriert arbeiten können. Wenn ich mir immer Sorgen machen muss, ob das Projekt noch länger Bestand hat oder mich immer nach dem nächsten Job umschauen muss, ist das lähmend. Es ist in unserer Branche oft so, dass Leute mit Mitte 20 übermotiviert einsteigen, dann zwei Arbeitgeber-Pleiten erleben und irgendwann, mit Anfang 30 hinschmeißen und zu großen, sicheren Unternehmen gehen. So erleben wir einen enormen Braindrain. Dabei wäre das überhaupt nicht notwendig.

Man tut sich keinen Gefallen damit, wenn man zu schnell agiert.

Aber ist das nur in Österreich so?

Die Hysterie unserer Branche ist schon weltweit gegeben. Es sind eher die wirtschaftlichen Bedingungen hierzulande, die die Angst verstärken. Vor allem die Angst vor dem Scheitern ist hier stark ausgeprägt. Ich glaube aber, dass diese hysterische Grundstimmung mit etwas anderem zusammenhängt, nämlich, dass alles gleich, sofort und total schnell passieren muss. Das hat bedingt seine Berechtigung, aber man tut sich keinen Gefallen damit, wenn man zu schnell agiert.

Zum Abschluss: Wie definierst du den Begriff Helden?

Ein Held ist jemand, der etwas außerordentliches probiert, ohne Eigennutz, aber mit dem Gedanken an etwas Größeres.

Würdest du dich als Heldin bezeichnen?

Ja gerne, aber das finde ich dann doch etwas hoch gegriffen. Ich bin gerne Arbeitgeberin, aber deshalb bin ich nicht gleich eine Heldin. Es ist ja doch etwas Normales, was ich mache.

More from Florian Schauer-Bieche
„Weil man sich wäscht und schminkt ist man noch lange nicht doof“
Katia Wagner, für viele ist sie das „Enfant terrible“ der KMU-Szene, in...
Mehr
0 replies on ““Nachhaltigkeit ist oft furchtbar unsexy””