„Helden sind wir alle“ – Comic Con Premiere in Wien

Dr. Barbara Leithner ist Leiterin des New Business Abteilung von REED Exhibitions in Wien – und sie ist diejenige, die Tausenden Österreichischen Comic-Fans einen Lebenstraum erfüllt hat. Die ehemalige Unternehmensberaterin hat die Comic Con in die Messe Wien geholt. Am 21. und 22. November dreht sich bei der VIECC alles um die Welt der Helden. Inklusive Filmstars aus Serien wie “Game of Thrones”, Marvel Agents of S.H.I.E.L.D. und Doctor Who.

Wenn ich um eine kurze Personenbeschreibung bitten dürfte…

…kann ich sagen: Ich bin ein in jeglicher Hinsicht engagierter Mensch, der seine Arbeit liebt und ein möglichst erfülltes und ereignisreiches Leben haben will. Das ist mir mit meiner Tätigkeit gelungen. Damit ich hinter dem stehen kann, was ich tue, muss ich es lieben. In der Zusammenarbeit bin ich sicher keine einfache Partnerin und wahrscheinlich sehr fordernd, aber sicher 100 Prozent loyal jeder Aufgabe und all meinen Teammitgliedern gegenüber.

Wie ist es dazu gekommen?

Eigentlich habe ich Betriebswirtschaft studiert und war nach meiner Promotion in Sankt Gallen (Schweiz) bei einer Strategieberatungsfirma. Dort konnte ich jeden Tag etwas Neues erleben, bin um die Welt geflogen, aber irgendwann war der Wunsch da, auch die andere Seite kennen zu lernen. Die interne Unternehmensseite. Deswegen habe ich vor 5 Jahren die Stelle der New Business Verantwortlichen hier bei Reed Exhibitions übernommen.

Foto: Elena Rachor

Was ist die Aufgabe?

Ich habe die Möglichkeit neue Dinge zu entwickeln und auszuprobieren. Ich bin ein konzeptioneller Typ und liebe es, mir den Kopf über neue Herausforderungen zu zerbrechen. Zudem habe ich mit verschiedenen Branchen zu tun, was auch herausfordernd und spannend ist. Ich organisiere ja nicht nur die VIECC Vienna Comic Con, sondern u.a. auch eine Industriemesse oder eine Seniorenmesse (die „SCHWEISSEN“ in Linz und die „Lebenslust“ in Wien,  Anm.). Es ist immer was los.

Foto: Elena Rachor

Bevor ich auf die VIECC zu sprechen komme: Inwieweit haben Messen in der heutigen Zeit noch Berechtigung?

Mehr denn je. Bei Messen verhält es sich ähnlich wie auf digitalen Plattformen: Wir müssen in kurzer Zeit, auf begrenztem Raum so viele Infos wie möglich darstellen. Doch es geht um weit mehr. Die Menschen wollen sich treffen, neue Leute kennen lernen und sich über Geschäfte austauschen. Im Zeitalter des digitalen Überflusses ist das wichtiger denn je.

Ein face-to-face Kontakt ist immer noch eine Erfolgsgrundlage.

Aber ersetzt eine Facebook-Page nicht langsam den Messestand – es ist doch das gleiche Prinzip?

Da müssen wir uns nicht auf Facebook beschränken. Es gibt Systeme, in denen man Messestände komplett virtuell abbilden und mit potenziellen Kunden in Kontakt treten kann. Aber wie gesagt, in meinen Augen geht es bei Messen immer noch um die persönliche Komponente. Ich lerne Menschen kennen und weiß in den ersten Sekunden, ob ich der Person trauen kann. Ein face-to-face Kontakt ist immer noch eine Erfolgsgrundlage. Wir machen das Interview ja auch persönlich und nicht per Mail, weil eben das Gespräch im Vordergrund steht. Aber zur Frage: Natürlich bewerben wir alle Messen ebenfalls über Facebook. Überhaupt nutzen wir heute viele Social Media Plattformen und andere virtuelle Präsenatationen. Die Onlinepräsenz ist unser stärkstes Tool, um mit Fans, wie bei der VIECC, oder mit Kunden unserer Messen (Aussteller und Besucher) in Kontakt zu treten. Und um gleich weiter auf die Comic Con zu verlinken, ist es doch so, dass man bei all der Onlinewerbung das Autogramm von seinem Star eben nicht auf der Facebook-Page bekommt, sondern nur in der Realität, beim Event selbst. Natürlich kann man sich auch zu Hause einen Live-Stream ansehen. Aber ins Kino oder ins Theater geht man auch, weil es emotional ein anderes Erlebnis ist.

Wir haben jetzt schon ein paar Mal von Comic Con gesprochen. Ausgeschrieben bedeutet das Comic Convention. Was steckt hinter diesem Convention-Begriff, der derzeit scheinbar so en vogue ist?

In der wortwörtlichen Übersetzung nichts anderes als Messe. Aber das Image, das mit einer Convention transportiert wird ist anders. Bei einer Comi Con wie der VIECC stehen die Fans im Vordergrund. Eine Comi Con ist noch viel mehr an den Bedürfnissen der Besucher ausgerichtet als andere Messen. Hier geht es darum, sich als virtuelle Community einmal live treffen zu können, umgeben von den Dingen, die die Leidenschaft ausmachen. Deshalb denken wir schon bei der Organisation aus Besuchersicht.

Und da sind wir mitten im Thema: Wie ist es dazu gekommen, dass die Comic Con nun auch in Wien stattfindet?

Wir gehören zum weltweit führenden Veranstalter von Messen und bei einem Treffen vergangenes Jahr bin ich mit den Verantwortlichen unserer Schwesterfirma Reed Pop zusammengesessen, die die New York Comic Con veranstalten.

Das war alles, und schon war die Comic Con in Wien?

Nein, es hat mich viel Überzeugungsarbeit gekostet, sehr viel Denkarbeit und eine Marktstudie. Nicht jeder unserer Kollegen kennt Österreich gut, da war es wichtig auch konzernintern Werbung für die Expansion nach Wien zu machen.

Und was war letztendlich das ausschlaggebende Argument?

Dass der Standort Wien für die doch sehr reisefreudige Community gut zu erreichen ist. Ein Großteil kommt auch aus dem Osten. Zudem kann man in Wien im Vergleich zu anderen großen Städten in Europa, wie Paris, günstige Unterkünfte bekommen. Wien hat außerdem schon immer einen guten Ruf als Vernetzungsplattform gehabt. Obendrein ist die Stadt eine Touristenhochburg und hat einiges zu bieten. Das ist auch bei den Stargästen ein schlagkräftiges Argument.

Wo ja einige Game of Thrones-Stars darunter sind.

Richtig. Die, die schon auf der Website verlautbart wurden. Aber da kommen noch ein paar. Ich kann noch nicht mehr dazu verraten (schmunzelt).

Aber es werden ja nicht nur Schauspieler sein, oder?

Nein, wir haben auch sehr viele Zeichner eingeladen. Auch lokale Zeichner bekommen von uns eine Plattform, egal ob aus der Indie-Szene oder bereits renommierte, bekannte Stars.

Wir wollten bewusst auf ein paar interessante Serien setzen, deshalb auch Game of Thrones, Dr Whooder Breaking Bad

Wie seid ihr bei der Auswahl der Stars vorgegangen, geht das so einfach?

Das war sehr spannend und ein langwieriger Prozess. Zuerst haben wir die Fans gefragt, wen sie sehen wollen. Dann haben wir natürlich auch Mediadaten eingeholt und uns bei den Kollegen umgehört, was weltweit so funktioniert und was es braucht. Da steckt schon viel Know-how dahinter. Es ist ja kein Wunschkonzert. Manche Stars kommen auch gar nicht. Was bleibt, ist ein realistischer Pool, generiert durch unzählige Konferenzen und Meetings sowie lange Verhandlungen mit den Agenturen der Stars. Wir wollten bewusst auf ein paar interessante Serien setzen, deshalb auch Game of Thrones, Dr Whooder Breaking Bad. Man muss natürlich immer darauf achten, was gerade in ist und dazu ein paar Background-Infos liefern, die die Fans sonst nirgends bekommen.

Man kann in Österreich, zumindest in Wien, schon von einem Comic-Con-Hype sprechen – wie seht ihr das?

Ich muss sagen, mit dem Ticketverkauf sind wir mehr als zufrieden. Was den Vorverkauf betrifft, sind wir on-top. Auch weltweit gesehen. Natürlich sind wir noch nicht die New York Comic Con, wo George Clooney auftaucht und die Tickets innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind. Aber selbst erfahrene Kollegen aus den USA haben gestaunt, wie sensationell sich unsere Tickets von Anfang an verkauft haben. Selbst große Comic Con Starts wie etwa die C2Es in Chicago sind nicht so erfolgreich gestartet wie die VIECC. An dieser Stelle möchte ich ein großes Dankeschön an die Fans geben, die diesen Erfolg erst möglich gemacht haben. Schön zu sehen, dass wir anscheinend einige Dinge richtig machen.

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Wie ist euch das geglückt?

Durch die Fangruppen, die bereits im Vorfeld so aktiv waren. Nach zwei Wochen waren die VIP-Tickets ausverkauft. Bevor noch irgendein Stargast announced wurde.

Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen VIPs und “Normalos”?

VIPs haben Zusatzleistungen. Die dürfen beispielsweise eine halbe Stunde vor Eröffnung in die Convention, sie bekommen ein eigenes T-Shirt, einen eigenen Badge, sie haben auch einen eigenen Raum. Die VIP-Ticket Owner haben einen Mehrwert in dem was sie dürfen, wie z.B. an der Weltpremiere von Wienerland am Samstagabend teilzunehmen.

Und was darf ich als normaler Messebesucher?

Keine Sorge, mit dem Eintrittsticket können alle Besucher alle Attraktionen sehen und besuchen. Prinzipiell handeln wir das so: es wird 2 Bühnen geben, eine mit 500 Plätzen, eine mit 200 Plätzen. Besucher müssen sich bei jedem Bereich anstellen und die große Bühne wird auch nach jedem Panel geleert, damit jeder aufs Neue die Chance hat, einen Platz zu ergattern. Es kann auch jeder am Cosplay-Bewerb mitmachen, sich Autogramme und Fotos holen und so weiter.

Zwischenfrage: Bist du selbst ein großer Helden- und Comic-Fan?

Ich lerne gerade dazu und bin Fan von „Pinky and the Brain“ (lacht). Ich habe als Kind meine Gespenstergeschichten gelesen, aber das war’s. Natürlich kennt man die klassischen Helden wie Batman und Superman. Aber nein, ich war kein Nerd – was überhaupt nicht negativ gemeint ist. Ich habe mir die Unterstützung von Kollegen, jüngeren Leuten, und Experten aus unserem Firmenumfeld gesichert. Aber ich habe mich nach und nach eingelesen, und es macht ziemlich viel Spaß.

Gibt es eine bestimmte Lieblings-Heldenfigur?

Aus dem Herr der Ringe-Universum, Galadriel, die Elbenkönigin. Dieses Gehabe und die Allwissenheit haben mich sehr angesprochen. Sie ist eine sehr starke Person, mit einer durchaus strengen Art, will aber immer das Beste für ihr Volk und hilft den kleinen Hobbits auf ihrem Weg. Für unser Fotoshooting musste ich dann aber auf eine andere Figur ausweichen, also wurde mir die Black Widow vorgeschlagen. Irgendwie passt die ja auch gut zu mir (schmunzelt).

Wenn ich zusammenfasse, dann klingt der Arbeitsalltag eher nach Spaß, als nach trockener Büroarbeit.

Ja, das ist es auch. Die VIECC Vienna Comic Con ist etwas Besonderes. Bei ihr verschwimmen die Grenzen zwischen Fun und Arbeit. Natürlich gibt es Vorurteile, von wegen ob das überhaupt Erwachsenenarbeit sei. Aber gerade das Comic-Business ist mehr als erwachsen. Denn diese Comic-Profis, die hinter den riesigen Unternehmen stehen, diese vermeintlichen Nerds, sind in Wahrheit für ein Millionen-Business verantwortlich.

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Also trägt die Comic Con auch dazu bei, das Image der Comics erwachsener zu gestalten?

Comics sind nichts für Kinder. Die meisten Stories sind nicht kindergerecht. Das ist nur ein Vorurteil. Das kommt von Fantasy-Büchern wie Harry Potter, oder vom Image des Spiels an sich. Aber nehmen wir zum Beispiel Lara Croft: Was zuerst ein Computerspiel war, wurde prominent verfilmt. Immer mehr Spiele werden ausschließlich für Erwachsene konzipiert. Eben auch in der Comic-Welt: Comics kommen weg vom Image der Kinderei. Denn das waren sie nie. Wenn wir dann noch als Beispiel die japanische Manga-Szene hernehmen, sprechen wir in manchen Bereichen überhaupt nicht mehr von Kinderthemen.

Wird es Themen für Kinder geben?

Natürlich, Kinder sind herzlich willkommen, wir achten auch auf eine kinderfreundliche Gestaltung. Und mit Natalia Tena aus Harry Potter haben wir eine riesen Auswahl für Jung und Alt. Aber in erster Linie konzentrieren wir uns auf Erwachsene.

Aus rein persönlichem Interesse: sind Asterix & Obelix auch ein Thema?

Nein, derzeit nicht. Wir legen den Fokus auf Batmans Joker-Jubiläum (heuer werden 75 Jahre Joker zelebriert). Die französischen Comics werden bei unseren Kollegen auf der Pariser Comic Con zu finden sein. Wir wollen heuer, bei der ersten Ausgabe, mit klassischen Comics und Comics aus der Region starten, haben aber auch Marvel- und DC-Zeichner hier.

Und wenn man jetzt gar nichts mit Comics am Hut hat, was darf man sich erwarten, warum sollte man hingehen?

Wegen vieler unterschiedlicher Dinge. Man kann seine Comic-Stars live erleben, kann sich Autogramme holen und bei den Vorträgen dabei sein. Als Star Wars oder Star Trek-Fan kann man bei Live-Action-Roleplays mitmachen. Oder man nutzt die Convention schlichtweg, um die neuesten Merchandise-Artikel zu kaufen. Passend zu Weihnachten (lacht). Man kann also ruhig einen Shopping-Trip machen. Man kann sich aber auch die neuen Game-Trailer ansehen bzw. direkt vor Ort neue Spiele selbst austesten. Das Gleiche gilt für Trailer der großen Filmstudios. Fazit: Man kann sich zwei Tage lang wie in einem Amusement-Park alles zum Thema Comics ansehen. Eine Mischung aus Convention, Meet your friends und Clubbing. Achja und auch ganz wichtig: unsere Wienerland-Premiere. Eine ziemlich coole neue österreichische Serie in internationaler Manier.

Foto: Elena Rachor
Foto: Elena Rachor
Als Fazit: Was motiviert am meisten?

Das ist ganz einfach eine Leidenschaft, in der Früh nicht zu wissen, was der jeweilige Tag bringt. Und natürlich ist es die Arbeit an einem neuen Projekt, eine gelungene Premiere zu liefern und die Marke der VIECC Vienna Comic Con hier in Wien zu stärken und erfolgreich zu positionieren. Vor allem, wenn man das direkte Feedback der Community bekommt. Das macht mich schon stolz.

Darf ich noch um eine Definition des Heldenbegriffs bitten?

Helden sind wir alle. Helden sind jene, die den Mut haben, Dinge zu hinterfragen und anders zu sehen. Ein Held ist für mich niemand, der sich gerade nach der Windrichtung dreht. Ein Held ist jemand, der Rückgrat und Meinung hat, einfach jemand, der eine Verlässlichkeit ausstrahlt. Ich finde auch, dass das jeder kann. Und, dass ich froh bin täglich mit so vielen Helden hier zusammenzuarbeiten.

Und selbst, auch eine Heldin?

Manchmal mehr, manchmal weniger. (Kurzer Zwischenruf des Pressechefs: “Ich bezeichne sie als Heldin” (lacht)). Dann lasse ich mich gerne so bezeichnen. Mir ist es aber viel wichtiger was zu tun, das etwas bewirkt, als dass mir jemand Lob entgegenbringt. Ich sage von mir selbst selten, dass ich auf etwas stolz bin, das ist etwas, das gerne andere beurteilen können.

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